03 Dez

RS Woche 5: Auf und ab

Montag: Zu spät, oder auch nicht
Urlaub bis 11:00. Da ich am Sonntagabend bei einem Musikkonzert spielte, durfte ich am Montag später einrücken. Ich habe wohl noch nie eine Zugfahrt ins Tessin so geniessen können – schönes Wetter, warme Sonne, (noch) kein Militär!
 
Am Bahnhof in Rivera wurde ich vom Zugführer abgeholt, anschliessend meldete ich mich zurück und kehrte zu meinen Kameraden zurück.
 
Der Tag blieb im gemütlichen Rahmen, wir fuhren mit dem Sprinter durch die Magadinoebene und stellten Militärwegweiser auf, die wir nach dem Mittagessen wieder einsammelten. Da diese aber am Morgen nicht perfekt beschriftet wurden (unschuldig, da abwesend), korrigierten wir diese nach der Übung wie junge Picassos.
 
Zur Einstimmung für die Nachtruhe erhielten wir hart erkämpft zwei Portionen Schlaftabletten (Fahrzeugphysik und grundsätzliche Armeetheorie), für die wir nach dem Schuhe putzen einen guten Verwendungszweck fanden.
 
Dienstag: Auf den Spuren der Grenadiere
Kaffeepause um 9:30 in Isone. Das kann nur eines bedeuten, Fahrschule mit den Fahrlehrern (Grundkurs 3). Wir lernten das korrekte fahren der Kurven und den schnellen Spurwechsel. Um dies zu Üben, fuhren wir zu der Kaserne der Grenadiere in Isone (viele Haarnadelkurven). Anschliessend gaben wir uns Feedback, wie wir gefahren sind (war bei mir eher schwierig, da mein Partner nach zwei Kurven nicht mehr ersichtlich war).
 
Am Nachmittag kam der erste von vier ZAP-Blöcken in dieser Woche. Zuerst quälten wir uns etwas mit dem E-Learning und mit einem Atomwaffen-Test herum (leider konnte man nach dem Test nicht anschauen, was man falsch beantwortet hatte – nach ca. acht Versuchen bestand ich ihn aber auch). Anschliessend gingen wir in die Gaskamer, um unsere Gasmasken mit Bananengas (riecht wirklich nach Banane, und wie) zu testen.
 
Nun werden unsere Rucksäcke ein paar Wochen den “lieblichen” Duft von Bananen verbreiten, da wir unsere Regenpellerine anzogen, die immer dort verstaut ist. Nächste Woche werden wir dasselbe mit Tränengas durchspielen.
 
Der kleine Ausgang am Abend war viel zu schnell vorbei, das Bett war bequem.
 
Mittwoch: Rauchverbot
Drei Parteien in einer Turnhalle, das ist eher knapp… Das KSK (Komando Spezialkräfte), die Grenzwache und wir hatten früh morgens parallel Ausbildung am selben Ort.
 
Egal, wir machten uns bereit und trainierten ZwaMi (ZwangsMittel, das heisst Nahkampfausbildung). Dies sind meiner Meinung eher Alibiübungen, da wir im Ernstfall sowieso viel zu langsam wären. Aber immerhin kennen wir auf diese Weise die Theorie, wie wir uns verteidigen sollten.
 
Am Mittag wurde unsere heilige Mittagspause gestört, wir sollten uns sofort alle besammeln. Da jemand von uns anscheinend im falschen Tenu (Reisverschluss des Tarnanzugs nicht korrekt geschlossen) geraucht hat und dabei mit einem anderen Zugführer gesprochen hat, erhielten wir ein Rauchverbot (was mir soweit nicht egal ist, weil alle Raucher ab diesem Zeitpunkt extrem schlechte Laune hatten).
 
Am Nachmittag übten wir das Retten von Leuten. Theorie und Praxis über Verbrennungen, Schock und den Helm von anderen Leuten ausziehen.
 
Eine zentrale Aussage dabei war, dass wir im Ernstfall nichts machen sollen (ausser alarmieren), wenn wir uns nicht 100% sicher sind.
 
In der Praxis ist die Schlussfolgerung, das ich das Gelernte nie anwenden werde.
 
Donnerstag: K-K-K-Kalt
Wir wurden von einem wunderschönen, aber eisigen Morgen begrüsst, perfekt für eine Motorradtour. Wir fuhren zu zweit durch die Magadinoebene eine sehr schöne, etwa zweistündige Tour bis Lodrino und wieder zurück. Die Handschuhe wurden das erste mal richtig auf die Wärmespeicherung getestet, das Resultat war leider NEF (nicht erfüllt).
 
Für andere war ein nächstes Highlight, dass das Rauchverbot schon wieder aufgehoben wurde, es gab ein “Missverständnis” zwischen den Zugführern, das zu einem falschen Informationsfluss führte (keine weiteren Details, ihr würdet es mir sowieso nicht glauben).
 
Wie so oft in dieser Woche stand am Nachmittag ZAP auf dem Program, wieder übten wir in der Turnhalle die ZwaMi und draussen das Erstellen der verschiedenen ABC-Tenus. Wir müssen das komplette Tenu in acht Minuten erstellt haben, das heisst Gasmaske auf, Hosen und Jacke an, Überstiefel an, Hände entgiften und Handschuhe an. Das klingt jetzt relativ human, aber momentan brauche ich sicher noch doppelt so lange.
Gut, dass wir noch etwas üben werden.
 
Am Abend galt Tenu Badehosen, wir hatten Ausgang und einige (darunter ich) gingen wieder ins Splash and Spa. Essen, Sauna, Solbad, Unterwassermusik – Herrlich!
 
Freitag: Vorwärts Marsch
Was ist mit deinem Magazin passiert?
Ist mir aus den kalten Händen gerutscht…
Haben sie kalte Hände?
Nein!
 
Richtige Antwort. Im Militär hat man grundsätzlich nie irgendwo kalt und ist nie müde (ansonsten kommen die Kaderleute auf dumme Ideen).
 
Der lange Tag begann mit einem Lauftrainig. Wir drehten einige Runden um die Kaserne, anschliessend dehnten wir unsere (meinerseits verrosteten) Körper. Schlechte Idee, Dehnübungen mit einem Gruppenführer zu machen, der den schwarzen Gürtel im Karate besitzt (ich bin etwa so beweglich wie eine kalte Eisenstange)…
 
Später wurden wir bei der Zugschule umhergehetzt, übten kleinere Reparaturen an den Puchs und lernten, wie wir ein Fahrzeug abschleppen.
 
Am Mittag freuten wir uns auf den letzten ZAP-Block (ob es nun Freude am Block oder Freude darüber, dass es der letzte Block der Woche war, sei mal dahingestellt), der aus Schiessen und zusätzlichen Manipulationen am Sturmgewehr bestand.
 
Zur Stärkung am Abend gab es ein Kebap-Buffet (als die zweite Runde ausgerufen wurde, brach kurzzeitig der dritte Weltkrieg aus), bevor wir den Wochenparkdienst an den Fahrzeugen durchführten, duschten und husch husch ins Bettchen stiegen.
 
Samstag: Zurück in den Nebel
Wie (fast immer) konnten wir in Rivera um 6:12 Uhr in den Zug nach Bellinzona einsteigen und unseren Weg zurück in den Nebel antreten. Wieder einmal wurde ich im Zug von einer Frau mit sehr viel Lebenserfahrung “beschallt”. Die Militärkleidung ist wie ein Magnet für solche Leute.
 
Aber egal, es ist Wochenende.

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