Montag: Achtung scharf
Leider waren die Weihnachtsferien wie erwartet viel zu schnell vorübergezogen.
Immerhin erhielten wir eine kleine Schonfrist, so mussten wir erst am Montagmittag um 12:00 Uhr wieder “zu Hause” sein. Nach den ersten Freudentränen des Wiedersehens wurden wir in der Kantine verköstigt und hatten Pause bis 14:00 Uhr – ein guter Start!
Als die Zeit vorüber war fassten wir unsere Gewehre (die über die Ferien eingeschlossen waren) und errichteten die Parkordnung für die morgige Inspektion des Schulkommandanten.
Man merkte dabei, dass einige noch in den Ferien waren, da sich etwa vier Personen gleichzeitig mit dem Sackmesser geschnitten hatten (Sackmesserkontrolle). Nicht jedermanns Sache…
Zehn Minuten später schlug das Karma zurück, als ich eine Salami auf spektakuläre (oder dumme) Weise schneiden wollte, schnitt ich mir selber in den Finger, was ohne Pflaster zu einer grossen Sauerei führte. Gratulation!
Nach einer kurzen Zugschul-Sequenz zum Auffrischen für die Inspektion erwartete uns die Drillpiste. Dies ist ein Parkour im Gelände bestehend aus Manipulationen, ABC und viel rennen. Am Schluss durften wir den ganzen Parkour mit BG4 (ABC – komplett, auch Gasmaske) rennen, was nicht gerade angenehm war.
Mein Einsatz wurde dabei gewürdigt : “Sehr gut Zehnder, das muss Bluten” – ich habe dabei den eigentlichen Grund der Wunde nicht erläutert.
Der Abend verlief relativ ruhig, bestand aus einem Schultest mit allgemeinen und funktionsbezogenen Fragen (Ratespiel), einer Info über den Tag der Angehörigen (Zehn Minuten) und einer kleinen Übung für die Inspektionsformation vom Dienstag (Beine in den Bauch stehen).
Dienstag: Muster-Rekruten
Die Zugführer und der Kadi waren sichtbar angespannt, der Schulkommandant kam für die Kompanieinspektion auf Besuch. Wie in den ersten Wochen musste alles perfekt sein – schöne Verschiebungen, immer Ruhe, korrekte und zuverlässige Meldungen.
Vor der Inspektion am Nachmittag ärgerten wir uns etwas mit dem E-Learning herum und hatten eine Orientierungs-Lektion. Dabei habe ich fast gekotzt, lustig war es aber trotzdem. So viel sei gesagt: Unsere Aufgabe bestand darin, den Weg zurück zur Kaserne zu finden (was eine extreme Herausforderung war, da die Antenne auf dem Ceneri quasi unsichtbar ist von weitem).
Die zweite Tageshälfte verbrachten wir hauptsächlich mit stehen. In der formellen Inspektion standen alle Rekruten in zwei Gliedern auf dem AV-Platz. Vorher musste alles genaustens gerichtet und korrigiert werden, was viel länger dauerte als die eigentliche Inspektion.
Während der Inspektion wurden wir von der Katze auf dem Areal provoziert – sie kam und verrichtete ihr grosses Geschäft direkt vor unserer Nase. Ich hätte wahrscheinlich Mühe, dies vor 120 Rekruten zu tun.
Anschliessend fassten wir Motorräder und fuhren herunter, um sie wieder hinaufzufahren und kurz danach herunterzulaufen (wir konnten die Motorräder von unten nehmen, dies wurde uns aber nicht kommuniziert).
Bei der praktischen Inspektion fuhren wir einen Geländeparkour mit dem Motorrad, was sehr Spass machte. Der Oberstleutnant beobachtete uns dabei etwa 20 Sekunden, bevor er wieder verschwand. Das nenne ich eine sorgfältige Inspektion!
Nach dem Abschlusswort putzten wir die Schuhe und das Gewehr, bevor wir einen kleinen Ausgang (liegend lang im Bett) antraten.
Mittwoch: On the road
Übung Strada war für alle ein unbekanntes Mysterium – auch für die Gruppenführer. Keiner wusste, was uns erwartete. Später erfuhren wir, dass unsere Aufgabe für diesen Tag eine Streckenuntersuchung für ein (fiktives) Radrennen im Raum Bellinzona. Vorher mussten wir aber noch 30 Motorräder nach Bellinzona fahren, da diese in unserer RS nicht mehr benötigt werden.
Ich wurde später als PA-Fahrer eines Gruppenführers bestimmt, was mir einen Fahrplatz in einem warmen Puch sicherte, anstatt auf dem Motorrad zu frieren. Den ganzen Tag fuhren wir herum, skizzierten Kreuzungen und machten Pause. Kann mich also nicht beklagen.
Donnerstag: Stress pur der Erste
Kreativ sein am morgen – nicht mein Ding. Das Programm für den Tag der Angehörigen konnten wir selber zusammenstellen, unser Thema wird Zwangsmittel sein.
Nach dieser überaus herausfordernden Aktivität konnten wir uns erstmals etwas ausruhen, um in einer Stunde das Tenu Sport zu erstellen und in die Turnhalle zu verschieben. Endlich angekommen, spielten wir Sitz- und Basketball.
Am Nachmittag hatten wir eine der letzten ABC-Ausbildungen (Gott sei Dank) und etwas mit einem Kompass (frag mich nicht was).
Um es kurz zusammenzufassen: So viel am Boden war ich wohl die ganze RS noch nie.
Am Abend hatten wir grossen Ausgang in Bellinzona. Da haben wir auch einen negativen Punkt auf dem Ceneri. Es geht immer sehr lange bis man im Ausgang ist und man muss entsprechend früh abfahren (22:10 Uhr fuhr der Bus, bis 23:00 geht der Ausgang). So verliert man mindestens eine Stunde durch den Weg.
Und wenn ich mich schon am Beklagen bin: Die Organisation für die Anmeldungen vom Tag der Angehörigen war wirklich Katastrophe. Die erste Anmeldung mit der Anzahl von Leuten mussten wir innerhalb von etwas mehr als einem Tag ausfüllen (vor etwa einem Monat), und diesen Donnerstag mussten wir plötzlich in einem halben Tag die genaue Anzahl wissen. Sie hätten uns ruhig etwas im Voraus informieren können, damit wir genug Zeit zur Verfügung haben um überhaupt Kontakt mit allen aufzunehmen. Auch waren zu viele Leute angemeldet (die maximale Anzahl der Gäste auf dem Waffenplatz ist 850), somit mussten einige ihre Anzahl an Leuten heruntersetzen (alle, die nicht genau wussten, wie viele dass kommen, gaben prinzipiell ein paar zu viel an).
Freitag: Stress pur der Zweite
Tatsächlich begrüsste uns am Morgen nicht das Murmeltier, sondern eine weisse Schicht, die überall draussen zu finden war. Nun haben also auch die Rekruten auf dem Monte Ceneri gemerkt, das die Kampfstiefel absolut winteruntauglich sind.
Den Morgen verbrachten wir im Schnee liegend am schiessen in der Kurzdistanz-Box. Es war scheisse kalt, aber immerhin weich (und schon ist wieder alles erzählt).
Am Nachmittag dann wurden wir am Feldtelefon (was wohl, wie die Funkgeräte, aus dem Museum kommt) ausgebildet. Dazu verlegten wir einige Kabel und machten regelmässige Funktionstests.
Kennt ihr das Gefühl, wenn euch das eigene Smartphone nicht mehr unterhalten kann? Wir jetzt schon!
Aus diesem Grund wurde unser Zimmer auf die anderen verteilt, darum verpassten wir den ersten Teil der Reinigung der Motorräder. Der zweite Teil war dasselbe wie der erste Teil, da sie anscheinend nicht sauber waren und das Kupplungsspiel nicht korrekt überprüft und eingestellt wurde. Da waren wir leider wieder dabei.
Samstag: Dann hau doch ab
Unser Kadi war wohl verhindert (oder hat verschlafen), somit übernahm ein Adjutant seinen Posten beim Hauptverlesen vor dem Abtreten. Er fand Gefallen an seiner Rolle und fasste sich bei seiner Rede nicht ganz so kurz.
Folge daraus: Zug fährt ab während wir in der Unterführung sind…
Egal, das Wochenende ist da!
Freitag war der letzte Tag der Anwärter, diese werden uns jetzt verlassen und nach einer Ferienwoche in Airolo in die Unteroffiziersschule einrücken. Alles gute und viel Spass wünsche ich diesen sechs Leuten aus unserem Zug (und allen anderen natürlich auch)!
14
Jan