21 Jan

RS Woche 10: «Übung Test»

Montag: Zu gefährlich
Die Zeit vergeht schnell, in zwei Wochen steht bereits der Besuchstag an. Der Kadi hatte unser Vorschlag für die “Zwangsmittel-Präsentation” angeschaut, und so ziemlich alles herausgestrichen (ausser das Vorstellen am Anfang und das Abmelden am Schluss), da wir zivile Rekruten aus dem Publikum festnehmen wollten. Das war wohl zu viel Action, somit erhielten wir den Auftrag, das ganze etwas langweiliger zu gestalten und sogleich zu üben…
 
Am Nachmittag schwangen wir uns auf die Motorräder, wir übten das Lotsen. Der Adjutant fuhr mit dem Lastwagen durch die Gegend, und wir mussten die Kreuzungen und Kreisel rechtzeitig sperren, damit er ohne anzuhalten durchfahren konnte – wieder einmal eine Alibiübung. Bilanz vom Nachmittag: Etwas Motorrad fahren und einmal für 30 Sekunden eine Kreiseleinfahrt sperren, wo kein einziges Auto aufkreuzte.
 
Am Abend gab es eine Theorie zu der Übung “Prova”, die vom Dienstagabend bis am Freitagmittag dauern wird. Das Ziel wird sein, einen Konvoi aus Lastwagen und Sattelschleppern unfallfrei und ohne anzuhalten durch das Tessin zu fahren – dies wäre auch nicht sehr herausfordernd, wären da nicht diese tessiner Autofahrer. Für die Übungen Prova und Thun (nächste Woche) wurden wir in neue Züge eingeteilt, es gab nun drei Verkehrszüge und einen Kommandozug.
 
Dienstag: Hoher Besuch
Aber erst am Nachmittag. Der Morgen war sehr gemütlich (aber kalt), denn wir übten das Konvoifahren mit den Motorrädern. Die Gruppenführer wollten eigentlich zu der Verzasca-Staumauer fahren, dies wurde leider von oben her nicht bewilligt, wegen den Bedingungen (schönes Wetter?!). Somit fuhren wir eine Strecke richtung Gotthard, die wir schon einmal gefahren sind – sehr interessant…
 
Vor dem Mittag hatten wir ca. zwei Stunden Pause, um später am Nachmittag unter grossem Zeitdruck ein Zugsplakat für den Besuchstag zu zeichnen (wurden nicht annähernd fertig in 45 Minuten). Sowieso musste alles perfekt sein diesen Nachmittag, da der Brigadier (Chef Logistikverband) zu Besuch war. Wir durften die Drillpiste absolvieren, er kam aber genau dann, als der Letzte fertig war und wir am Zusammenpacken waren – Glück für uns (da wir alle irgendetwas falsch gemacht hatten).
 
Später hatten wir mit diesem eine Theorie über die Weiterentwicklung der Armee (vielleich sollte sie sich zuerst einmal entwickeln, bevor sie sich mit Weiterentwicklung beschäftigt). Aber ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass die Neuerungen gar nicht so schlecht sind. Nur noch zwei RS-Starts jedes Jahr, die Kader erhalten führ ihre zivile Ausbildung ein Guthaben und die Kaderausbildung wurde geändert. Neu müssen sie zuerst die gesamte RS absolvieren, dann die Unteroffiziersschule, anschliessend ein Praktikum (und dasselbe noch einmal, falls sie Zugführer werden wollen).
 
Nach dieser Theorie war ich zur falschen Zeit am falschen Ort, da der Küchenchef Leute für die Fassmanschaft brauchte. Unsere Motivation war nicht gerade hoch (ich war bereits am Morgen in der Fassmanschaft) und es waren sehr viele auswärtige Leute am Essen (= viel Arbeit), aber immerhin gab es Schokolade für alle!
 
An dieser Stelle will ich dem Küchenchef mein Lob aussprechen, er ist sich nicht zu schade ein Küchentuch in die Hand zu nehmen und zu helfen – da gibt es auf jeden Fall andere, die gar nichts mithelfen (oder auf jeden Fall nicht die “dreckige” Arbeit erledigen).
 
Am Abend war der Beginn der Übung Prova (“Test”, wie einfallsreich). Wir warteten erstmals eine Stunde in der Kälte und eine halbe Stunde vor der Mensa, um vor dem Schlafen im Zimmer einige Karteneinträge zu machen.
 
Mittwoch: Und wir warten
Wow, dreimal dasselbe Wort nacheinander, macht dass Sinn? Finde es heraus…
 
Wir stellten uns auf einen intensiven Tag ein, da die Strecke für die Übung sehr lange war und jede Kreuzung ohne Vorfahrt und alle Kreisel von uns skizziert werden mussten. Schnell wurden wir aber vom Gegenteil überrascht, denn wir hatten sehr wenig zu tun, da die langen Strecken praktisch keine Skizzen erforderten, weil der Konvoi sowieso überall Vortritt hatte. Somit erstellte unsere Gruppe (Vier Leute + ein Fahrer) ganze neun Skizzen an diesem Morgen. Das Mittagessen gab es in Bellinzona. Sogar der Kiosk wurde von der Küche in ein Auto geladen und war auf Platz – einziger Mangel, die Kaffeemaschine fehlte.
 
Die Arbeitsaufteilung war leider ziemlich schlecht an diesem Tag, da einige Gruppen (zum Beispiel die, die die Wegweiser aufstellten) extrem viel zu tun hatten und andere (wir) extrem wenig. Da hätte eine andere Aufteilung wohl mehr Sinn ergeben.
 
Um 14:00 Uhr waren wir wieder in der Kaserne, und warteten erstmals. Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden an der Kälte, bis schliesslich etwas passierte. Wir fassten die Funkgeräte und das zusätzliche Material für die Verschiebung (Triopans, Lampen und Batterien). Immerhin die armen Motorradfahrer konnten in das Zimmer gehen um sich aufzutauen. Diese haben einen mühsamen Job, da sie das Konvoi begleiten müssen. Ich denke im Sommer würde sich jeder um diese Aufgabe reissen.
 
Nach dem Abendessen kam die Nachricht – “sie können verfügen bis Morgen, 03:45 Uhr”.
 
Donnerstag: Voller Einsatz
Um 03:30 Uhr klingelte der Wecker, früh ging der Tag los. Trotzdem hatte ich mehr geschlafen als sonst, da ich am Mittwoch um 20:00 Uhr im Bett war und schlafen konnte. Um halb sechs ging es dann los, wir erhielten einen grossen Kreisel in Locarno und einen kleineren Kreisel in Bellinzona zugeteilt.
 
Diese Verschiebungen funktionieren so, dass zehn Minuten vor dem Konvoi ein Vordetachment kommt, damit die Leute wissen dass das Konvoi gleich da sein wird. Im Konvoi kommt zu Beginn der Chef Lotsen (1 Puch + 3 Motorräder), 15 Sekunden später der Chef Einsatz (wieder 1 Puch + 3 Motorräder) und noch einmal 15 Sekunden später die anderen Fahrzeuge – zumindest in der Theorie. Die Verkehrssoldaten sind dann zuständig, dass alle Kreuzungen und Kreisel pünktlich gesperrt wird, damit das Konvoi ohne Störung durchfahren kann.
 
Wir verschoben gleich zum grossen Kreisel, denn dort wurden fünf Leute benötigt, um alle Einfahrten zu sperren. Das mühsame daran war, dass man nicht alle Leute sah, und die Kommunikation darum eher schwer war. Es klappte einigermassen, der Lotse verpasste aber beim zweiten Mal, als der Konvoi durchfuhr, die Ausfahrt. Die Folge davon war, dass er durch Locarno hinter dem Konvoi war, und seinen Platz (an der Spitze) erst ausserhalb auf der Autobahn wieder einnehmen konnte – fail.
 
Wir waren alle froh dass wir von der Kälte in den vergleichsweise warmen Puch zurückkonnten, und fuhren an den zweiten Standort, wo wir erstmals lange warteten (natürlich an der Wärme). Am späteren Vormittag fuhr dann der Konvoi wieder vorbei, und unsere Arbeit war getan.
 
Als wir auf den Monte Ceneri zurückkehrten, gaben wir das Material zurück (ich durfte alles von der ganzen Kompanie zählen), und immerhin fehlte “nur” ein Triopan, dass irgendjemand wohl an einer Kreuzung stehen gelassen hat.
 
Was ich gelernt habe (und die Gruppenführer hoffentlich auch): Auch nach dreimal zählen werden es nicht mehr…
 
Nach der Schlussbesprechung wurde uns gesagt, dass wir wegen der guten Leistung einen grossen Ausgang verdient hatten, somit durften wir nach einer weiteren Session “Vorbereitung Besuchstag” nach Bellinzona in den Ausgang.
 
Top!
 
Freitag: Streng dich an
Auf dem Picasso stand: 14:30 Hauptverlesen (= Wochenende). Viele hatten etwas Respekt vor diesem Tag, da die Inspektion der allgemeinen Grundausbildung angesagt war. Das Gerücht ging um, dass diese, die nicht bestehen, bis am Samstag bleiben müssen (was sich aber später als falsch herausstellte).
 
Wieder in unseren normalen Zügen gingen wir zu den verschiedenen Posten (Sturmgewehr praktisch / theoretisch, 1. Hilfe, ABC und allgemeiner Theorietest (Ratespiel im Quadrat). Wir alle gaben unser bestes, trotzdem war das Ganze nur bedingt zufriedenstellend, da wir alle keine Ahnung hatten wie es ausgewertet wird und das Resultat gehandhabt wird.
 
Wie wir später erfuhren, war unser Zug in jeder Disziplin der beste, dies beruhigte uns etwas!
 
Auf jeden Fall gab es für niemanden Nacharbeit, nach der Kompanieaussprache um 14:00 Uhr konnten wir uns ins Wochenende verabschieden.
 
E schöne!

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