Montag: Finale
Diese Woche stand die Übung an, auf die wir wissentlich oder einige unter uns unwissentlich seit unserem RS-Start hingearbeitet haben. Die grosse Panzerverschiebung in Thun durch das Emmental. Für die Panzerfahrer wird diese Verschiebung gleichzeitig die Fahrprüfung der RS sein.
Bevor wir mit den Fahrzeugen die Strecke nach Thun unter die Räder nahmen, startete die Übung mit einer extrem informativen Theorie, die uns bereits bekannte Infos ein weiteres mal erläuterte.
In Thun angekommen, nachdem wir uns ein erstes Mal auf dem riesigen Waffenplatz verfuhren, durften wir unser Hotel für die nächste Woche beziehen. 36 Leute auf 20 Quadratmeter und ganze acht Duschen für alle (davon 3 nur kaltes Wasser). Da war das Chaos schon vorprogrammiert, inklusive Materialverlust und vertauschte Schuhe.
Vor dem Abendessen informierte uns der Feldi, wie wir uns auf dem Kasernenareal zu verhalten haben und was beim Dienstbetrieb zu beachten ist.
Später gab es eine Panzerdemo, wo wir Informationen zu den verschiedenen Typen erhielten und selber in die Panzer kriechen konnten (darum bin ich wohl Verkehrssoldat und nicht Panzerfahrer).
Dienstag: Lang lebe die Kantine
Ein typischer Morgen im Militär – sehr gut organisiert (finde den Fehler):
Um 5:15 Uhr waren wir bei der Kantine – die erst um 5:30 Uhr öffnete.
Um 5:40 Uhr hatten alle das Essen.
Um 5:45 Uhr waren alle bei der Fahrzeughalle (davor Minimum 5 Minuten Essen + 5 Minuten zurück zur Unterkunft + 3 Minuten Tenu erstellen + 2 Minuten zur Fahrzeughalle).
Das Highlight vom Tag war der Moment, als ich ein Mocca-Jogurt auf der Fassstrasse entdeckte, ein unglaubliches Hochgefühl. – dazu sogar von einer lokalen Käserei, keine überzuckerte “Chemie-Scheisse” (auf dem Ceneri gibt es immer nur Früchtejogurt).
Den kalten und für einmal nicht sonnigen Tag (willkommen auf der Alpennordseite) verbrachten wir mit zeichnen. Wir hatten eine lange Einbahnstrecke zu skizzieren (wenn der Weg schmaler als 6.30 Meter ist, darf kein Gegenverkehr auf der Strasse sein). Dies gibt sehr viel Arbeit, da man jede auch so kleine Einfahrt sperren und damit aufzeichnen muss. Da wir doch recht gut vorankamen, durften wir zum Dank sogar eine weitere Einbahn erkunden – eine Freude für alle…
Als wir zurück kamen, fassten wir das Material für die erste Verschiebung vom Donnerstag. Zum Abendessen gab es ein Stück Gemüsekuchen. Wir alle hatten etwas mehr erwartet vom Essen, da wir einen Tag lang an der Kälte waren und am Mittag einen Lunch hatten (wie jeden Tag in dieser Woche). Ausserdem ist das Verpflegungszentrum in Thun sogar mit der “goldenen Gamelle” ausgezeichnet.
Nacherkundung am Abend gab es glücklicherweise nur eine in der Kompanie, eine Gruppe hatte direkt in Thun eine falsche Strasse erwischt. Die anderen konnten früh ins Bett, da wir am Mittwoch bereits um 03:30 Uhr aufstehen mussten.
Mittwoch: Hauptprobe
Probleme eines Verkehrssoldaten: Ich habe zu wenig Platz, kannst du mir mein Essen, meine Colaflasche oder meine Powerbank abnehmen?
Mit Lunch bewaffnet machten wir uns früh auf den Weg zu dem ersten Kreisel in Wichtrach, da der Konvoi (bestehend aus fünf Schützenpanzer – “die kleinen”) um 06:00 Uhr startete.
Der Tag selber war nicht sehr spannend, wir warteten auf unseren Kreiseln, Kreuzungen oder Strassen auf das Vordetachement und erledigten zehn Minuten später unsere Arbeit. Leider standen wir oft viel zu früh draussen (Bereit machen, in Kürze kommt der Konvoi – 1,5 Stunden später war er da), was bei dieser Kälte nicht sehr angenehm war – Befehl ist Befehl…
Bei der anschliessenden Besprechung war der Panzerkommandant sehr zufrieden, unsere Chefs dafür (wie immer) nur bedingt. Paar kleine Details waren falsch, unter anderem das Tenu, zu früh oder falsch gesperrt (in Oberburg gab es einen riesigen Stau, da ein überaus intelligenter Rekrut nach dem Vordetachement – 10 Minuten vor dem Konvoi – bereits alles gesperrt hatte).
Vor dem Abendessen (Linseneintopf) musste das Material abgegeben, gezählt und direkt wieder gefasst werden, da es ja am nächsten Tag wieder gebraucht wurde…
Zeitig um 20:00 Uhr waren wir im Bett, da es am nächsten Morgen genau so früh wieder los ging.
Donnerstag: Wow, sieh einmal
Die heutige Verschiebung war etwas spektakulärer, die grossen Panzer waren an der Reihe, dieses mal waren es zwölf Stück.
Auch unser Übungschef war mit der Kantine nicht zufrieden: “Es kann nicht sein, dass wir nach einem strengen Tag an der Kälte zurückkommen und uns eine Suppe aufgetischt wird”. Meiner Meinung nach war es gar nicht so dramatisch, mit einer grossen Portion Salat und mit viel Brot war man definitiv Satt.
Der eigentliche Verschiebungsablauf war derselbe, nur ein kleines Stück der Strecke war anders – und das benötigte Schadensgeld war auch einiges höher. Es gab einige kleine Unfälle (Rückspiegel abgebrochen, Rücklicht kaputt), ein VW-Bus hatte sogar einen Totalschaden, die ganze Seite war aufgerissen. Glücklicherweise ist niemandem etwas passiert.
Zusätzlich waren relativ viele Randsteine abgefahren, da die Panzer diese öfters touchierten. Welch Glück, hat die Schweiz viele (reiche) Steuerzahler, die uns dies gerne finanzieren.
Aber es ist sehr beeindruckend und imposant, wenn zwölf riesige Panzer (3,75 Meter breit) knapp neben dir durchrattern. Diese können für ihre Grösse sehr schnell fahren, was sich in der Lautstärke und im Treibstoffverbrauch “leicht” bemerkbar macht.
In Münsigen an einer Kreuzung kam ein kleiner Junge, der voller Elan nachfragte, wann denn die Panzer endlich kommen. Anschliessend erzählte er mir alles, was er von seinem Vater übers Militär gehört hatte – definitiv ein zukünftiger Panzerfahrer…
Während der Verkehrsregelung streckte mir plötzlich ein Autofahrer eine Packung Ragusa aus dem Fenster – zur Stärkung für zwischendurch.
Danke dafür!
Nach der Übungsbesprechung, der Materialrückgabe und dem Abendessen putzten einige die Zivilschutzanlage, wärend andere (unter anderem ich) in der Fahrzeughalle nichts zu tun hatten. Gemütlicher Abschluss der zweiten Verschiebung.
Freitag: Wir wollen schlafen
Endlich ging es zurück in das etwas wärmere Tessin, wir alle hatten die Kaserne auf dem Ceneri vermisst (dabei wussten wir nicht einmal, dass dies überhaupt möglich ist). Dort angekommen, putzten wir die Fahrzeuge, parkierten diese und wurden um 13:00 Uhr zur übungsbeendenden Schlussbesprechung in den Theoriesaum geholt.
Noch einmal wurden die positiven sowie die negativen Punkte aufgezählt, bevor wir endlich wieder mal ein warmes Mittagessen geniessen konnten.
Ein weiteres Mal schlug meine glückliche Hand zu, ich wurde von einem Gruppenführer gewählt, die Fassmannschaft zu unterstützen…
Am Nachmittag bereiteten wir unseren Platz für den Tag der Angehörigen vor, anschliessend kamen die hohen Tiere des Waffenplatzes zur Programminspektion. Wir waren alle müde und versagten vollkommen, viele Grundlagen wurden völlig falsch präsentiert – nicht gerade zur Freude unserer Kader.
Nach einer Standpauke, dass wir uns nicht seriös vorbereitet hatten und die Zeit nicht genutzt hatten, gab es bereits die nächste Inspektion.
Dieses mal waren sie zufrieden, das Programm wurde so akzeptiert.
Wir übten das Ganze einige Male, gingen essen (Fajitas, mhhmm…) und übten noch einmal, bevor wir müde in die Heia kamen.
Samstag: Hoher Besuch
Nun war “unser Tag” (was wir mindestens 100 Mal gehört haben) endlich da (und somit bald vorbei). Nach der Begrüssung folgten die Präsentationen der Themen der Züge, anschliessend gab es Mittagessen.
Am Nachmittag war die Kaserne zur freien Besichtigung offen, in der Mensa gab es eine Fotoshow von der RS.
Ich war etwas enttäuscht, dass wir nur sehr wenig Zeit für unsere Angehörigen hatten, da wir meist im Stress waren und so nicht mit ihnen über den Waffenplatz schlendern konnten. Aber glücklicherweise konnten wir alle mit ihnen nach Hause fahren – nicht.
Da ich in der Wochenendwache eingeteilt war, verabschiedete ich mich und machte mich auf, die Welt zu retten.
29
Jan