11 Feb

Rs Woche 13: Endspurt

Montag: Kamäleon
Fünf Minuten können manchmal zu 1,5 Stunden werden. Im Klartext, falls man den Zug in Luzern um fünf Minuten verpasst, ist man 1,5 Stunden später in der Kaserne.
 
Check!
 
Die letzte Woche stand an und zwei grosse Punkte dominierten den Wochenplan. Die Übung “Camaleonte” und “WEMA” (Materialabgabe).
 
In der Turnhalle wurde uns die aktuelle Situation im Tessin erläutert. Durch akute Hochwasser mit vielen Folgeschäden (verschüttete Strassen, Versorgungsknappheit) sind die zivilen Behörden überfordert und das Militär kommt zum Zug. Ein Geniebataillon musste bei seiner Arbeit durch Bewachen von sensiblen Materialien und Geräten unterstützt werden – an dieser Stelle kamen wir zum Einsatz.
 
Wir verschoben mit dem Zug nach Giubiasco, wo wir uns zu Fuss auf den Weg machten, um unser Areal in Gnosca, dass die ganze Nacht bewacht werden musste, zu erreichen. Dies erreichten wir ohne grössere Probleme (ausser einem Kollegen, der ein kaputtes Knie hatte und auf der Sanitätsbarre mitgetragen werden musste). Es war ein kleines Gebiet, dass mit einem Zaun umrandet war und früher als Munitionslager gedient hatte.
 
Dabei merkten wir aber überhaupt nichts von einer Versorgungsknappheit, das Essen war überall in reichlicher Menge vorhanden (nur selber durften wir nichts mitnehmen).
 
Wir errichteten unsere Biwaks für die Nacht, bauten einige Infrastrukturen auf (Tarnung, Toilette – ein Loch im Boden, Licht) und warteten. Und warteten. Und…
 
…warteten.
 
Nach dem Abendessen, verschwand ich in meinen mehr oder weniger warmen Schlafsack, bis ich um 03:00 am nächsten Tag wieder geweckt wurde.
 
Dienstag: Noch etwas weiter
Unsanft wurde ich früh morgens aus dem Schlaf gerissen, um erstmals vier Stunden lang Wache zu schieben. Glücklicherweise waren zwei Stunden davon im einigermassen warmen Puch, wo ich das Funkgerät und das Aktivitätenprotokoll bedienen und ausfüllen musste. Nicht sonderlich interessant, aber allemal besser als draussen in der Kälte Patroullie zu machen (das spannendsde Ereignis war wohl der kurzzeitige Ausfall des Stromgenerators).
 
Um 06:00 Uhr packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns nach dem Morgenessen auf den Weg nach Biasca, wo uns der Zug zurück nach Rivera bringen würde. Die Strecke war nicht sehr anstrengend, trotzdem hatte ich nach ungefähr zwei Kilometern Blasen an den Füssen, was die restlichen 20 Kilometer nicht gerade angenehmer machten. Trotzdem brachten wir es alle fertig, den Marsch zu Ende zu bringen und in Biasca anzukommen.
 
Bereits nach dem ersten Aufstehen, um in den Zug zu steigen, wurde uns allen klar, dass die Strecke von Rivera zurück auf den Ceneri nicht gerade angenehm wird, denn unsere Muskeln waren von der langen Anspannung und der raschen Entspannung danach verkrampft.
 
So wurde der Marsch auf den Hügel der Kaserne zu einem kleinen Kampf, aber der Körper leistet ja bekanntlich viel mehr als der Verstand ihm zutraut.
 
Oben angekommen, wurden wir vom Kadi und vom Feldi empfangen und anschliessend zu Soldaten befördert.
Nach einer wohlverdienten Ruhepause ging es nach der Fünf-Minuten Übungsbesprechung in die Mensa, wo ein Apero auf uns wartete – der Kompanieabend!
 
Nach einem ausgezeichneten Essen der Küchenmannschaft (danke!) war ich im Aufräumdetachement eingeteilt, um etwas später sofort in einen tiefen Schlaf zu versinken.
 
Übung Camaleone abgeschlossen!
 
Mittwoch: Kontrolle ist besser
Nun fing der etwas entspanntere Teil dieser letzten Woche an, diesen Tag verbrachten wir damit, einige persönliche Sachen zu putzen, das Kompaniematerial zu kontrollieren, dieses abzugeben und Motorräder nach Bellinzona ins AMP zu bringen. Wieder einmal hatten wir Wetterglück, so hatten wir sogar die Möglichkeit, auf dem Weg etwas Sonne zu tanken.
 
Die Rückgabe an sich war eine mühsame Sache, viel warten, technische Kontrolle, Motorrad putzen und natürlich die obligate Materialkontrolle.
 
Am Abend durften wir unsere ganze persönliche Ausrüstung auf den HV-Platz bringen, um eine letzte grosse Materialkontrolle auf dem Monte Ceneri durchzuführen. Natürlich war diese ein besonderer Genuss für alle…
Nach der Abgabe der Abzeichen für den Ausgänger (ich erhielt genau ein Stück – “90 Diensttage”), wurden wir das letzte Mal gerügt, da eine Toilette verstopft war und die Ordnung in der Kaserne nicht gut genug war.
 
Donnerstag: Und wir warten
Monte Ceneri, zweitletzter Tag. Es ging weiter, unsere persönlichen Sachen zu putzen und zu kontrollieren (z.B. die Nummern der Kampfstiefel, damit es sicher auch die eigenen sind).
 
Vor dem Mittag fuhren wir mit einigen Puchs und Sprintern nach Bellinzona, um auch diese abzugeben. Da die Leute der LBA ihre 1,5 Stunden Mittagspause benötigen, konnten wir erstmals drei Stunden warten, bevor wir mit der Abgabe beginnen konnten.
 
Zusätzlich durften wir wie schon den Tag vorher die angefangenen Fahrzeuge des vorherigen Zuges fertig machen, da diese “dummerweise” nicht fertig wurden damit.
 
Vor dem Abendessen konnten wir unser letztes Kompaniematerial abgeben, die Regenpellerine und den Tarnanzug. Schönes Gefühl, die immer noch nach Bananengas und muffig riechende Pellerine endlich los zu sein.
 
Was kam nun? Richtig, der Hausputz. Wie in einem Ferienlager muss man die Gebäude in tiptoper Manier abgeben, so schwangen wir die Besen, um alles blitzeblank zu putzen.
 
Glücklicherweise gibt es einen Sanitär in der Kompanie, der es schaffte, das WC frei zu machen. Nach vielen erfolglosen Versuchen von ein paar Leuten meines Zuges (danke auch an diese), wurde er als Hilfe hinzugeholt, und endlich konnten wir auch die mittlere Toilette wieder benutzen (auch wenn sich niemand mehr getraute).
 
Nach der zweiten Inspektion war der Einheitsfeldi zufrieden, und wir machten uns bereit für unsere letzte Nacht im Ceneri.
 
Freitag: Sie sind entlassen
Letzter Tag auf dem Ceneri!
 
Schönes Gefühl, waren doch die letzten 13 Wochen lang, teilweise streng, teilweise langweilig, teilweise dumm und teilweise hirnverbrannt.
 
Aber auch manchmal lustig, lernreich, interessant und ein wunderbarer Zusammenhalt stand immer im Vordergrund!
 
Den ganzen Morgen verbrachten wir mit warten, bis die geputzte Kaserne von der Logistikbasis der Armee (LBA) abgenommen wurde und vom Büro die restlichen administrativen Aufgaben abgeschlossen wurden.
Bei starkem Schneefall hörten wir die erlösenden Worte, auf die wir die letzten 13 Wochen gewartet haben.
“Sie sind entlassen”.

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