Nun, die Rekrutenschule ist erfolgreich abgeschlossen, die anschliessende Woche Ferien im Eiltempo vorbeigerast und somit war am Montag bereits wieder Zeit, um einzurücken.
Ich werde nun die Beiträge etwas anders gestalten, weniger auf die einzelnen Tage eingehen, mehr auf die verschiedenen Themen und einzelnen Anekdoten. Denn die Zeit als Durchdiener wird lang (bis 25. August) und die Aufträge werden keine riesige Abwechslung darstellen, somit ist es in meinem Interesse, euch diesen Alltag zu ersparen – oder zumindest Wiederholungen davon.
Was das konkret heisst? Ich werde wohl nur noch unregelmässig kürzere Beiträge über einige spezielle Aufträge oder Vorkommnisse schreiben, wo ich das Gefühl habe dass sie für die Allgemeinheit interessant sind. Das können unter Umständen mehrere in einer Woche sein, vielleicht herrscht aber auch einmal zwei Wochen gähnende Leere.
Ich hoffe, dass ihr weiter regelmässig vorbeischaut, um die neusten «News» zu checken.
Wochenprogramm
In dieser Woche war leider noch nichts von irgendwelchen Aufträgen zu sehen, es war ungefähr wie die erste Woche in Drognens:
1. Thema: Viele (unnötigen) verschiedene Theorien mit diversen Leuten – Kompaniekommandant, Berufsoffizier, Militärpolizei, Brigadekommandant-Stellvertreter, Gruppenführer. Der Inhalt dieser Theorien war wie immer, da wir solche Theorien schon auf dem Ceneri sowie in Drognens gehört hatten. Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei.
2. Thema: Materialfassung (Fahrzeug und Kompaniematerial) wie gewohnt, nur das wir in diesem Fall jeweils etwas mehr Fahrzeuge fassten, so haben wir beispielsweise mehr als 20 Sprinter zur Verfügung. Da einige zu dumm waren, das Material komplett zu fassen und die Zahlen im Lager anschliessend nicht stimmten, gab es am Freitagabend eine Materialkontrolle, wo jeder einzelne vom Leutnant kontrolliert wurde.
3. Thema: Eintrittstest mit theoretischen Tests über den Wachtdienst (exakt denselben wie in Drognens) und über das RSG (Pfefferspray), eigentlich idiotensicher. Trotzdem gab es einige, die es nicht auf die Reihe brachten, ihn zu bestehen (obwohl die Korrektur etwas zufällig war manchmal). Lag vielleicht auch daran, dass die Leute vom Nachschub-Zug nicht die hellsten Köpfe sind (nur mein erster Eindruck).
4. Thema: Praktischer Test über das Manipulieren am Gewehr und das korrekte Anmelden. Das Anmelden war der Auslöser, dass ca. die Hälfte der Kompanie am Samstag Nacharbeit leisten musste…
Ich glücklicherweise nicht.
5. Thema: Wiederholungsausbildungen mit Zwangsmittel, Schiessen und Funkgeräte auf dem Waffenplatz Thun. Auf dem Hinweg verfuhr sich der Fahrer in Thun, was zu einer Verspätung von 30 Minuten führte. Da wir nur hinten im Lastwagen sassen, konnten wir nichts dagegen unternehmen, was uns ehrlich gesagt nicht wirklich störte.
Immerhin war es einigermassen bequem.
Unterkunft
Wir befinden uns in Kirchberg BE in dem Saalbau, gebaut vor einigen Jahren als Konzerthalle. Es ist keine Kaserne, der Platz ist eher bescheiden, aber es ist ausreichend für unsere (oder zumindest meine) Bedürftnisse.
Hinten an der Autobahn hat es einen grösseren Platz, einen Raum (wird als Ess-, Theorie- und Aufenthaltsraum genutzt) und einige Zimmer mit je 40 Betten – glücklicherweise habe ich ein Bett nahe an den Fenstern zugeteilt erhalten.
Die Küche ist intern und kocht bisher sehr gut, wenn auch die Menge manchmal etwas grösser sein könnte.
Organisation
Die Durchdienerkompanie der Logistik umfasst ca. 150 Leute, die in fünf Züge aufgeteilt sind. Es gibt den Verkehrszug, Transportzug, Nach- und Rückschubszug, Instandhaltungszug und wie immer einen Kommandozug.
Wir haben die Auflage, unter der Woche in 6 Stunden und am Wochenende in 12 Stunden für einen Einsatz im Logistikbereich bereit zu sein. Sei dies wegen einer Umweltkatastrophe, Terrorismus, Flüchtlingskrise oder anderes. Man kann sagen, dass wir für Soforthilfe in gewissen Situationen bestimmt sind, was aus meiner Sicht definitiv Sinn ergibt (immerhin etwas). Die restliche Zeit (oder zumindest teilweise) werden wir mit Aufträgen der Logistikbasis der Armee oder auch privaten Firmen beschäftigt sein. Beispielsweise als Eskort eines Munitionstransportes, der Verschiebung von Motorrädern oder diversen Autos an RS-Standorte oder einer Parkeinweisung an einem Grossanlass.
Unsere direkten Vorgesetzten sind dieselben wie bereits in der VBA in Drognens, so müssen wir uns auf Stufe Gruppen- und Zugführer an keine neuen Leute gewöhnen. Dafür gibt es im höheren Kader einige, die sehr «gewöhnungsbedürftig» sind. Bestes Beispiel ist der Kommandant, mit dem wir noch nicht wirklich warm geworden sind.
Adjutanten oder ähnliches gibt es nicht, was ich gut und richtig finde, da sowieso nie wirklich bekannt war, für was diese eigentlich da sind und was genau sie machen (mit einigen Ausnahmen).
Spezial-Jobs
Schon vor dem Einrücken wussten wir, dass es einige Spezial-Jobs unter den Soldaten zu vergeben gibt. Beispielsweise einen Stellvertreter des Parkchefs, zwei Leute in der Einsatzzentrale und zwei persönliche Fahrer (Divisionär, Chef der Logistikbasis der Armee und Brigadier, Kommandant der Logistikbrigade 1).
Da ein Freund von mir vor einigen Jahren selber Divisionär-Fahrer war, hat er mir diesen Job empfohlen, somit meldete ich mich dafür.
Als persönlicher Fahrer ist man in Bern stationiert und somit getrennt von den aktuellen Kameraden, was ein grosser Nachteil und etwas traurig ist. Dafür hat man einige Vorteile – Einzelzimmer, kein Antrittsverlesen, Verpflegung des Brigadiers (manchmal Restaurant) und natürlich ein schönes Auto.
Es gab eine Anfangsselektion des Kommandanten aus den Bewerbungen (ca. 40 Leute), anschliessend ein Bewerbungsgespräch mit den Berufsoffizieren (ca. 20 Leute) und diese wählten sieben Leute aus, die am Freitag direkt mit dem Brigadier sprechen sollten, damit dieser seinen Fahrer auswählen konnte. Darunter auch ich!
Da der Brigadier seit einer Woche mit einer Lungenentzündung im Bett liegt, war sein zugeteilter Stabsoffizier am Freitag zu Besuch und führte die letzten Gespräche. Das Gespräch war kurz, aber durch meinen Beruf habe ich sicher einen Vorteil gegenüber von anderen, da der Job aus ca. 40% Büroarbeit besteht.
Leider wurde uns die Selektion noch nicht mitgeteilt, wir müssen uns also noch etwas gedulden.
Ausblick
Die nächste Woche wird mühsam. Definitiv.
Das Positive daran ist aber, wir müssen erst am Montagmittag einrücken. Juhu.
Die restliche Woche werden wir in Luthern in freier Natur im Zelt verbringen. Die Mammut-Woche steht auf dem Programm, bei der wir uns unseren Batch (mit einem abgebildeten Mammut) verdienen werden. Das heisst dann wohl rennen, Dreck fressen, schiessen und viel allgemeine Ausbildung wie in den ersten Wochen RS.
Das Leben als Infanterist? Wir werden sehen.
03
Apr
«Lag vielleicht auch daran, dass die Leute vom Nachschub-Zug nicht die hellsten Köpfe sind (nur mein erster Eindruck).»
Nein, die werden so angeliefert. Irgendwie haben sie auch nur eine halbwertige Ausbildung erhalten.
Kann ich mir vorstellen, so haben sie es uns auch erzählt…
Wollte es natürlich nicht verallgemeinern, gibt ja in allen Gattungen etwas hellere und etwas weniger hellere Köpfe, so auch bei den Leuten vom Nachschubszug 😉