16 Jul

Die Zeit vergeht

Ich werde immer wie älter. Mein Blog wird immer wie älter. Die Erinnerung an die Zeit im Militär verblasst mit jedem Tag mehr (glücklicherweise? teilweise!).
 
Viel ist passiert in meinem Leben seit dem letzten Blogeintrag – um dies geht’s aber bekanntlich nicht (wer interessiert dies schon). Als ich mich neulich wieder einmal auf den Blog verirrte und die Besucherzahlen anschaute, staunte ich nicht schlecht. Noch immer befinden sich jeden Monat über 100 Leute auf meiner Homepage, die nicht einmal einen abschliessenden Beitrag hat – bis heute! Sogar meine alten und verstaubten Notizen habe ich noch gefunden.
 
Die zwei letzten Wochen im Militär waren geprägt von warten, warten und noch etwas mehr warten. Die Rückgabe des Materials und der Fahrzeuge war langfädig und mühsam, aber wir hatten immer die schöne Aussicht, dass wir uns danach nie mehr mit diesem «Seich» auseinandersetzen müssen (im Gegensatz zu den WK-Soldaten, diese dürfen diese Prozedur jedes Jahr mitmachen).
 
Nach der letzten, gefühlt ewig lang dauernden Materialkontrolle in der brütenden Hitze, war unsere letzte Aktion getan. Nach einer Abschlusstheorie und dem Putzen der Zivilschutzanlage am nächsten Tag warteten wir ein letztes Mal. Auf die Entlassung. Die definitive, endgültige, lang ersehnte Entlassung. O mein Gott!
 
Das letzte Hauptverlesen werde ich wohl mein ganzes Leben nie vergessen. Ich musste mich extrem beherrschen, um nicht komplett in Freudentränen auszubrechen während den magischen Worten: «Ich entlasse sie aus dem Dienst in der Log Ber Kp 104-3/16»! Danach gab es kein halten mehr, es war vorbei. Ende. Aus. Für immer!
 
Fast ein Jahr später erinnere ich mich trotzdem noch viel an die Zeiten im Militär. An die guten sowie die schlechten. Ich habe mir bis heute keine abschliessende Meinung gebildet, was ich von dieser Organisation halten soll. Es war grossartig, gleichzeitig schrecklich. Die Zeit im Durchdiener war Anfangs unterhaltsam, gegen Ende eine grosse psychische Belastung. Hauptsächlich aus dem Grund, dass wir nichts mehr zu tun hatten und nur in der Zivilschutzanlage rumsassen und Tichu, Jass oder am Computer spielten. Auch wenn dies im ersten Moment toll erscheint, nach höchstens zwei Wochen hat man die Schnauze voll davon!
 
Da kommen wir auch schon zu einem der grossen Probleme in der Schweizer Armee – die Ineffizienz. Die ewige Warterei und Scheinbeschäftigungen sind eine Katastrophe und zehren extrem an der Motivation der Gruppe und des Einzelnen. Wie lange waren wir am Warten, immer und immer wieder? Auf jeden Fall viel zu lange – und das hat meiner Meinung gar Nichts mit dem Erlernen von Disziplin zu tun.
 
Aber eigentlich will ich gar nicht zu viel Urteilen und Bewerten, weil ich das Gefühl habe dass sich mit diesem Blog alle Leute selber ein klares Bild machen können (auch wenn ich wohl nicht ganz immer neutral war).
 
Abschliessend möchte ich allen danken, die mich in dieser Zeit irgendwie positiv begleitet und geprägt haben: Kameraden, Vorgesetzten (zumindest einigen davon), Familie, Freundin, zivile Einsatzpartner. Ich möchte die gemachte Erfahrung nicht missen, aber auf keinen Fall noch einmal etwas mit dem militärischen System zu tun haben! Na gut, einmal im Jahr das obligatorische Schiessen absolvieren, aber das werde ich nun nach 300 langen Tagen auch noch durchhalten.
 
Falls irgendjemand eine Frage hat, werde ich diese immer noch mit Freuden beantworten. Danke an euch alle fürs Lesen meiner Beiträge und «Haut rein» (aber bitte nicht euren Mitmenschen).
 
Dave

Rouven sagt:

Ich bin als Verkehrssoldat ausgehoben worden.
Besitze aber nur den Lernfahrausweis reicht das ?

dave sagt:

Gute Wahl :)!
Ich hatte nur den Autofahrausweis. Falls du diesen hast, ist es sicher kein Problem (ausser das Reglement hat sich seither geändert).
Falls du aber noch Autolernfahrer bist, solltest du unbedingt bis zum Einrücken die Prüfung ablegen.
Normalerweise schauen sie aber bei der Aushebung, das alles in Ordnung ist für deine Funktion. Ich denke das passt soweit.

Mike sagt:

Hey 3 kurze Fragen ich bin seit 10 Wochen im Militär und habe jetzt die mühsame& anstrengende Rs in kürze geschafft. Zudem bin ich ebenfalls als DD im Logisik-Trupp (Verkehrssoldat)
Aber:
1. Gibt es in der VBA, in dem langen ausruhen/ausharren auch Möglichkeiten sich zu Trainieren (Fitness Möglichkeiten) um nicht nur Rumzusitzen (ob wohl das ja nicht schlecht ist 🙂 )

2. Ist VBA immer in einer ZSA bei DD?

3. Beschreibe jeh VBA 1&2 in 5 Worten?

dave sagt:

Hi!
Das Schlimmste hast du überstanden, aber die lange Zeit zum Durchhalten kommt aber noch…

Keine Garantie das es bei euch auch so ist, aber bei uns war es so:
1. VBA 1 hatten wir keine Möglichkeit, in der VBA 2 gab es bei uns die Option, in ein Fitnesscenter zu gehen (in Kirchberg). Wenn du einen einigermassen vernünftigen Kadi hast sollte das hoffentlich kein Problem darstellen. Joggen etc. durften wir immer. Und ja, auch rumsitzen kann langweilig werden ;).
2. Die ersten paar Wochen waren wir in Kirchberg, das war keine Zivilschutzanlage und eigentlich auch komfortabel, die letzen zehn Wochen kamen wir leider in eine ZSA. Weiss aber nicht wie sich das mit den neuen RS-Starts verändert hat, wir mussten nur umziehen da es eine Überlappung mit der nächsten DD Kompanie gab, was es bei euch nicht geben sollte
3. VBA 1: Nicht so gemütlich wie erwartet…
VBA 2: Strenger Start, einige gute Aufträge, langweiliges Ende (hoffe sieben Wörter sind auch in Ordnung.

Auf jeden Fall alles Gute für die restliche Zeit. Halte durch, das Gefühl nach zehn Monaten in die Freiheit entlassen zu werden ist unglaublich!

Umer sagt:

Vrk-Soldat Durchdiener (Wk) was ist nochmal die Aufgabe? Fange im 2020 die Sommer RS an.

dave sagt:

Am besten Informierst du dich auf der offiziellen Seite: https://www.miljobs.ch/jobs-a-z/detail/job/150/show/. Ich finde das Video fasst die Hauptaufgaben sehr gut zusammen: Verkehr regeln, Strecken abfahren und skizzieren, für die Transportsicherheit bei grösseren Fahrzeugen im Verkehr sorgen.
Im Durchdiener dann sehr viel kleinere Transporte und Fahrzeuge umstationieren, da ist man sehr viel auf den schweizer Autobahnen unterwegs. Natürlich gehört (leider) auch die militärische Ausbildung dazu, da kommt man nicht daran vorbei ;).
Auf jeden Fall schonmal viel Spass und Durchhaltevermögen für den Start im Sommer!

Nzzz sagt:

Salii
Auch im 2020 bin ich noch auf den Blog gestossen…
Ich weiss noch nicht ob ich mich für den DD oder WK entscheiden soll. Ich bin nicht auf eine Weise angewiesen aufgrund eines Studiums oderso.
Ich finde leider keine wirklichen Vor- bzw. Nachteile. Dennoch würde ich glaube ich den DD machen.
Ich habe jedoch gelesen, dass der DD anstrengend ist, viele mit dem Drill Probleme (nach der Entlassung evtl. sogar Unterstützung brauchen) haben über die lange Zeit und auch, dass das Leben nach dem DD nicht sehr einfach wird um sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Was kannst du darüber berichten?
Danke dir und e gueti Zit, Nzzz

dave sagt:

Momentan hat man ja genug Zeit, um im Internet rumzustöbern… Ich hoffe es geht dir gut in dieser Zeit!
Der grösste Vorteil (meiner Meinung) ist, das du nach dem DD nur noch einmal im Jahr an das obligatorische Schiessen gehen musst, und ansonsten nichts mehr damit zu tun hast. Der grösste Nachteil gleichzeitig natürlich die Dauer… Andere sagen, für sie sind die WK’s drei Wochen zusätzliche Ferien im Jahr, aber ich bin immer wieder froh, alles abgeschlossen zu haben.
Ich persönlich war schnell wieder im «normalen» Leben eingegliedert, sicher auch durch die Tatsache dass ich in Vereinen und generell immer viel mit Leuten unterwegs bin. Ausserdem ist der Drill im Durchdiener meistens weniger schlimm, dann kann man sich da schon wieder etwas an das Danach gewöhnen. Ist aber sicher Personenabhängig. Ich würde mir da aber keine Gedanken machen, das pendelt sich meistens von selber wieder ein. Alle Leute die mit mir im DD waren und ich noch Kontakt habe oder hatte, haben da auch das selbe gesagt.

Nzzz sagt:

Okey danke dir. Kannst du mir evtl per mail schreiben?
Besteht die Hauptaufgabe sozusagen nur im skizzieren und Verkehr regeln? Und was ist wenn man die Prüfung nicht besteht?

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