Ein Gespräch, dass sich in dieser Weise ungefähr zwei Stunden abgespielt hat (mit diversen Wiederholungen der einzelnen Gesprächsteile), mit überraschendem Ende. Ich habe hier das Gespräch extrem gekürzt, da es auf Dauer dann wohl doch langweilig wird, wenn man nicht direkt dabei ist.
Nennen wir den Soldaten «X» und den Wachtmeister «Y», um das Ganze etwas zu anonymisieren und zu vereinfachen.
Die Situation war folgendermassen, dass «X» nicht der sportlichste ist und etwas Mühe hatte, bei der Gruppe zu bleiben. Dazu kam, dass er Blasen an den Füssen hatte. «Y» wollte dem entgegenwirken, indem er ihm etwas Feuer unter dem Hintern machte.
Dazu ist noch zu sagen, dass «Y» ein penetranter thurgauer Dialekt besitzt, der auf Dauer (oder auch nach kurzer Zeit) die Nerven strapazieren kann.»X» selber kommt von Basel, was das Ganze für den unabhängigen Zuhörer noch etwas lustiger gemacht hatte.
«Y»: «X», es ist nicht so schwierig. Sie marschieren jetzt immer auf gleicher Höhe wie ich.
«X»: Aber Sie werden immer wieder schneller, sobald ich bei Ihnen bin.
«Y»: Nein, Sie bremsen immer wieder, sobald Sie bei mir vorne sind. Kommen Sie jetzt nach vorne!
«X» (rennt nach vorne): Ich bin ja schon da…
«Y» (zwei Sekunden später): Jetzt sind Sie schon wieder zurückgefallen, kommen Sie endlich nach vorne!
«X»: Aber meine Füsse schmerzen.
«Y»: Das ist nur eine Frage des Willens, 80% ist Willenssache. Kommen Sie nach vorne!
«X» (grummelt vor sich hin): Willenssache…
«Y»: «X», kommen Sie jetzt nach vorne. Ich zähle von Zehn herunter, bei Null sind sie bei mir vorne. (fängt an zu zählen).
«X» (rennt bei zwei nach vorne): So, zufrieden? Jetzt werden Sie aber nicht schneller.
«Y» (zwei Sekunden später): Sie bremsen schon wieder. Kommen Sie nach vorne!
«X» (gereizt): Hören Sie bitte auf damit, was muss ich tun, damit sie aufhören? Ihr Dialekt ist so nervig…
«Y»: Nur auf gleicher Höhe wie ich laufen. «X», kommen Sie jetzt nach vorne!
«Y» (zehn Sekunden später): Kommen Sie nach vorne, Sie bremsen die ganze Gruppe.
«X»: Das stimmt doch gar nicht.
Ich: Doch, das stimmt schon, sonst wären wir definitiv schneller unterwegs.
«Y»: Kommen Sie nach vorne, sonst geben sie ihren Rucksack einem Kameraden, der ihn trägt.
«X»: Nein, der Rucksack ist nicht das Problem, nur die Füsse…$
«Y»: Dann kommen Sie jetzt nach vorne, dann können Sie den Rucksack behalten.
«X»: Bitte hören Sie auf mit diesem nervenden Dialekt. Stört es Sie, wenn ich alles wiederhole, was Sie sagen?
«Y»: Nein, machen Sie nur.
«X»: Nein, machen Sie nur.
«Y»: Jetzt kommen Sie nach vorne.
«X»: Jetzt kommen Sie nach vorne.
«Y»: Ich kann dieses Spiel lange Spielen.
«X»: Ich kann dieses Spiel lange Spielen.
«Y»: «X», kommen Sie jetzt nach vorne, oder Sie geben den Rucksack einem Kameraden.
«X»: «X», kommen Sie jetzt nach vorne, oder Sie geben den Rucksack einem Kameraden.
«Y»: Schneller, kommen Sie auf dieselbe Höhe wie ich, dann laufen wir zusammen.
«X»: Schneller, kommen Sie auf dieselbe Höhe wie ich, dann laufen wir zusammen.
«Y»: Sie bremsen die ganze Gruppe, werden Sie nicht langsamer.
«X»: Sie bremsen die ganze Gruppe, werden Sie nicht langsamer
«Y»: Los «X», schneller.
«X»: Ach, ich gebe auf…
«Y»: Ich zähle jetzt von Fünf herunter, und wenn Sie dann nicht bei mir sind geben Sie den Rucksack ab (fängt an zu zählen).
«X» (rennend): Sehen Sie, ich renne ja schon, sind Sie jetzt zufrieden?
«Y»: Ja, aber jetzt bleiben sie auf derselben Höhe wie ich. Sehen sie? Sie bremsen schon wieder.
«X»: Wie lange wollen Sie dies noch weiterführen? Wird Ihnen das nicht zu blöde?
«Y»: Nein, ich bin sehr ausdauernd in solchen Situationen. Aber jetzt kommen Sie nach vorne!
«X»: Was muss ich tun, damit Sie endlich aufhören? Ich kann das nicht mehr hören.
«Y»: Nur nach vorne kommen!
«Y» (einige Sekunden, Minuten oder auch Stunden später): Kommen Sie «X», es geht nur noch 500 Meter bis zum Ziel, kommen Sie nach vorne!
«X» (schreiend): Nein, bitte halten Sie ihr Maul, ich kann Ihren Dialekt nicht mehr hören!
In der Folge packt ihn eine riesige Energie und er sprintet weit nach vorne, wie ich ihn noch nie rennen sah.
Der einzige Soldat, den der Marsch rennend beendete.
DD Woche 1: Nichts Neues
Nun, die Rekrutenschule ist erfolgreich abgeschlossen, die anschliessende Woche Ferien im Eiltempo vorbeigerast und somit war am Montag bereits wieder Zeit, um einzurücken.
Ich werde nun die Beiträge etwas anders gestalten, weniger auf die einzelnen Tage eingehen, mehr auf die verschiedenen Themen und einzelnen Anekdoten. Denn die Zeit als Durchdiener wird lang (bis 25. August) und die Aufträge werden keine riesige Abwechslung darstellen, somit ist es in meinem Interesse, euch diesen Alltag zu ersparen – oder zumindest Wiederholungen davon.
Was das konkret heisst? Ich werde wohl nur noch unregelmässig kürzere Beiträge über einige spezielle Aufträge oder Vorkommnisse schreiben, wo ich das Gefühl habe dass sie für die Allgemeinheit interessant sind. Das können unter Umständen mehrere in einer Woche sein, vielleicht herrscht aber auch einmal zwei Wochen gähnende Leere.
Ich hoffe, dass ihr weiter regelmässig vorbeischaut, um die neusten «News» zu checken.
Wochenprogramm
In dieser Woche war leider noch nichts von irgendwelchen Aufträgen zu sehen, es war ungefähr wie die erste Woche in Drognens:
1. Thema: Viele (unnötigen) verschiedene Theorien mit diversen Leuten – Kompaniekommandant, Berufsoffizier, Militärpolizei, Brigadekommandant-Stellvertreter, Gruppenführer. Der Inhalt dieser Theorien war wie immer, da wir solche Theorien schon auf dem Ceneri sowie in Drognens gehört hatten. Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei.
2. Thema: Materialfassung (Fahrzeug und Kompaniematerial) wie gewohnt, nur das wir in diesem Fall jeweils etwas mehr Fahrzeuge fassten, so haben wir beispielsweise mehr als 20 Sprinter zur Verfügung. Da einige zu dumm waren, das Material komplett zu fassen und die Zahlen im Lager anschliessend nicht stimmten, gab es am Freitagabend eine Materialkontrolle, wo jeder einzelne vom Leutnant kontrolliert wurde.
3. Thema: Eintrittstest mit theoretischen Tests über den Wachtdienst (exakt denselben wie in Drognens) und über das RSG (Pfefferspray), eigentlich idiotensicher. Trotzdem gab es einige, die es nicht auf die Reihe brachten, ihn zu bestehen (obwohl die Korrektur etwas zufällig war manchmal). Lag vielleicht auch daran, dass die Leute vom Nachschub-Zug nicht die hellsten Köpfe sind (nur mein erster Eindruck).
4. Thema: Praktischer Test über das Manipulieren am Gewehr und das korrekte Anmelden. Das Anmelden war der Auslöser, dass ca. die Hälfte der Kompanie am Samstag Nacharbeit leisten musste…
Ich glücklicherweise nicht.
5. Thema: Wiederholungsausbildungen mit Zwangsmittel, Schiessen und Funkgeräte auf dem Waffenplatz Thun. Auf dem Hinweg verfuhr sich der Fahrer in Thun, was zu einer Verspätung von 30 Minuten führte. Da wir nur hinten im Lastwagen sassen, konnten wir nichts dagegen unternehmen, was uns ehrlich gesagt nicht wirklich störte.
Immerhin war es einigermassen bequem.
Unterkunft
Wir befinden uns in Kirchberg BE in dem Saalbau, gebaut vor einigen Jahren als Konzerthalle. Es ist keine Kaserne, der Platz ist eher bescheiden, aber es ist ausreichend für unsere (oder zumindest meine) Bedürftnisse.
Hinten an der Autobahn hat es einen grösseren Platz, einen Raum (wird als Ess-, Theorie- und Aufenthaltsraum genutzt) und einige Zimmer mit je 40 Betten – glücklicherweise habe ich ein Bett nahe an den Fenstern zugeteilt erhalten.
Die Küche ist intern und kocht bisher sehr gut, wenn auch die Menge manchmal etwas grösser sein könnte.
Organisation
Die Durchdienerkompanie der Logistik umfasst ca. 150 Leute, die in fünf Züge aufgeteilt sind. Es gibt den Verkehrszug, Transportzug, Nach- und Rückschubszug, Instandhaltungszug und wie immer einen Kommandozug.
Wir haben die Auflage, unter der Woche in 6 Stunden und am Wochenende in 12 Stunden für einen Einsatz im Logistikbereich bereit zu sein. Sei dies wegen einer Umweltkatastrophe, Terrorismus, Flüchtlingskrise oder anderes. Man kann sagen, dass wir für Soforthilfe in gewissen Situationen bestimmt sind, was aus meiner Sicht definitiv Sinn ergibt (immerhin etwas). Die restliche Zeit (oder zumindest teilweise) werden wir mit Aufträgen der Logistikbasis der Armee oder auch privaten Firmen beschäftigt sein. Beispielsweise als Eskort eines Munitionstransportes, der Verschiebung von Motorrädern oder diversen Autos an RS-Standorte oder einer Parkeinweisung an einem Grossanlass.
Unsere direkten Vorgesetzten sind dieselben wie bereits in der VBA in Drognens, so müssen wir uns auf Stufe Gruppen- und Zugführer an keine neuen Leute gewöhnen. Dafür gibt es im höheren Kader einige, die sehr «gewöhnungsbedürftig» sind. Bestes Beispiel ist der Kommandant, mit dem wir noch nicht wirklich warm geworden sind.
Adjutanten oder ähnliches gibt es nicht, was ich gut und richtig finde, da sowieso nie wirklich bekannt war, für was diese eigentlich da sind und was genau sie machen (mit einigen Ausnahmen).
Spezial-Jobs
Schon vor dem Einrücken wussten wir, dass es einige Spezial-Jobs unter den Soldaten zu vergeben gibt. Beispielsweise einen Stellvertreter des Parkchefs, zwei Leute in der Einsatzzentrale und zwei persönliche Fahrer (Divisionär, Chef der Logistikbasis der Armee und Brigadier, Kommandant der Logistikbrigade 1).
Da ein Freund von mir vor einigen Jahren selber Divisionär-Fahrer war, hat er mir diesen Job empfohlen, somit meldete ich mich dafür.
Als persönlicher Fahrer ist man in Bern stationiert und somit getrennt von den aktuellen Kameraden, was ein grosser Nachteil und etwas traurig ist. Dafür hat man einige Vorteile – Einzelzimmer, kein Antrittsverlesen, Verpflegung des Brigadiers (manchmal Restaurant) und natürlich ein schönes Auto.
Es gab eine Anfangsselektion des Kommandanten aus den Bewerbungen (ca. 40 Leute), anschliessend ein Bewerbungsgespräch mit den Berufsoffizieren (ca. 20 Leute) und diese wählten sieben Leute aus, die am Freitag direkt mit dem Brigadier sprechen sollten, damit dieser seinen Fahrer auswählen konnte. Darunter auch ich!
Da der Brigadier seit einer Woche mit einer Lungenentzündung im Bett liegt, war sein zugeteilter Stabsoffizier am Freitag zu Besuch und führte die letzten Gespräche. Das Gespräch war kurz, aber durch meinen Beruf habe ich sicher einen Vorteil gegenüber von anderen, da der Job aus ca. 40% Büroarbeit besteht.
Leider wurde uns die Selektion noch nicht mitgeteilt, wir müssen uns also noch etwas gedulden.
Ausblick
Die nächste Woche wird mühsam. Definitiv.
Das Positive daran ist aber, wir müssen erst am Montagmittag einrücken. Juhu.
Die restliche Woche werden wir in Luthern in freier Natur im Zelt verbringen. Die Mammut-Woche steht auf dem Programm, bei der wir uns unseren Batch (mit einem abgebildeten Mammut) verdienen werden. Das heisst dann wohl rennen, Dreck fressen, schiessen und viel allgemeine Ausbildung wie in den ersten Wochen RS.
Das Leben als Infanterist? Wir werden sehen.
VBA Woche 5: Schluss. Ende. Aus.
… Zumindest für eine Woche. Die RS haben wir erfolgreich hinter uns gebracht, ca. die Hälfte des ganzen Militärdienstes ist vorüber.
Ein gutes Gefühl!
Wäre da nicht die Gewissheit, dass wir schon nach einer Woche Ferien wieder in Kirchberg antraben müssen.
Montag: Bereit
Leider hatte der Brigadier das Gefühl, dass er uns in der letzten Woche inspizieren muss. Somit verbrachten wir den Montag damit, den Ablauf vom Inspektionstag zu üben. Ich war als Motorradfahrer eingeteilt, wurde aber kurz vor Beginn in das Wacht-Detachement umgeteilt. Ich zog mein Motorradtenu aus (damit andere es wieder anziehen konnte, weil wir in der Folge zu wenig Motorradfahrer hatten. Und nein, es war nicht möglich, dass Leute ohne das Motorradtenu Detachement wechselten…) und ging zu der Gruppe.
Der Tag war sehr anstrengend, da wir das ganze Dispositiv aufbauen mussten. Ein Dispositiv ist ein abgeschirmtes und bewachtes Gebiet, indem alles so funktionieren kann wie in einer Kaserne, wenn auch mit einigen Einschränkungen.
Soll heissen: Teergitter aufstellen, Stacheldraht und Tarnnetze hinhängen, Büro und Transportzentrale einrichten und Beobachtungsposten aufstellen. Natürlich in voller Montur, inklusive 10 kg-Splitterschutzweste. Wie schön!
Als der Konvoi auf Platz kam, mussten wir die Wachtposten und die Patroullien betreiben, was unser Mittagessen einige Zeit nach hinten verschob.
Als wir das Ganze wieder abgebaut hatten, konnten wir zurückverschieben und bereiteten am Abend die Kaserne und unser Material für die Inspektion vor.
Dienstag: Dann halt nicht
Grosser Tag der Inspektion.
Wenn wir eine gute Leistung zeigen, können wir am Freitag nach Hause. Wenn wir eine schlechte Leistung zeigen, können wir auch am Freitag nach Hause.
Entsprechend hoch war die Motivation, uns allen war ziemlich gleichgültig wie der heutige Tag verlaufen würde.
Der Brigadier hatte ein ganzes Team dabei (sechs Leute), so wichtig war ihm diese Sache. Es begann wie immer mit der formellen Inspektion, Zugschule, Kontrolle des ABC-Materials und Kontrolle des Sackbefehls. Wir wurden nur für diesen Tag in neue Züge eingeteilt, was bei der Zugschule ein “kleineres Problem” darstellte (sogar die Rekruten hätten eine bessere Zugschule gezeigt). Unser Zugführer gab die Befehle auf Französisch und ein neuer Befehl, den wir noch nie gehört oder geübt hatten, kam dazu (dies war aber wohl die Anweisung des Brigadiers).
Gute Nacht…
Da ich immer noch im Wacht-Detachement eingeteilt war, machten wir uns auf den Weg nach Moudon, wo wir wie am Vortag ein Dispositiv aufbauten und betrieben. Die Anderen mussten eine Strecke erkunden um den Brigadier später zu uns zu lotsen – mit einigen Hindernissen (z.B. eine Panne am Auto).
Bei uns angekommen, inspizierten sie das Aufgebaute und gingen mit dem Befehl wieder los, dass wir in 30 Minuten alles abgebaut haben müssen.
Da es schon halb vier war und wir noch nichts gegessen hatten, waren wir nicht wirklich glücklich darüber, aber trotzdem waren wir in 30 Minuten abfahrbereit – eine gute Leistung!
Die Bewertung der vollständigen Inspektion war nicht wirklich gut, trotzdem erhielten wir am Schluss eine 3, “Gut”. Das Dispositiv wurde nicht einmal erwähnt, anscheinend hat sie das nicht interessiert. Dies war etwas schade, da dies meiner Meinung nach sehr gut und speditiv aufgebaut wurde.
Mittwoch: Wie kann das sein
Am AV am Morgen kam der Major. Er erzählte uns, dass er am Vortag enttäuscht ins Bett ging.
Er war enttäuscht, aber nicht von uns. Er war enttäuscht von den Inspizienten, die leider nur das Schlechte sahen, unseren Einsatz dagegen überhaupt nicht würdigten. Dies hat ihm anscheinend der Schulkommandant am Vorabend telefonisch mitgeteilt.
Froh darüber, wohl doch keine grosse Enttäuschung zu sein, machten wir uns an den ersten Tag der WEMA.
Am Morgen gab es Theorie, Materialabgabe und ein Abschlussschiessen im 300m Stand. Anschliessend reinigten wir das Gewehr und die Schutzmaske und bereiteten die Materialabgabe vor (nur das Wacht-Detachement der letzten zwei Tage, die anderen machten die Fahrzeugabgabe).
Auf mysteriöse Art und Weise fehlte eine ABC-Schutzhose, aber dass jemand diese nicht abgegeben hat kann ich mir nicht vorstellen (was will man mit einer ABC-Schutzhose zu Hause?).
Das Ganze zog sich etwas in die Länge, um 24:00 konnten wir aber schlussendlich ins Zimmer gehen und schlafen.
Donnerstag: Noch einmal zählen
Wir fuhren nach Grolley, wo wir das meiste Kompaniematerial abgeben konnten. Das Interessanteste dabei waren die neuen Rekruten, die gerade am Material fassen waren. Arme Frauen und Männer…
Der Tag bestand fast nur aus warten, Material zählen und Unterschriften nachrennen, die wir als Bestätigung der Abgabe benötigten.
Glücklicherweise fehlte nichts, somit war die reibungslose Abgabe ein Erfolg.
Bei denjenigen, die am Fahrzeuge abgeben waren, war es leider nicht ganz so. Es fehlte eine Antenne eines Funk-Puchs (500 Fr.), diese musste natürlich gefunden werden. Dafür durften sie alle Fahrzeuge komplett ausräumen und einige Male kontrollieren, bis auch die höheren Kader eingesehen haben, dass die Antenne wohl nicht wieder auftaucht (wie man auch immer eine 2,5 m Antenne verlieren kann).
Nach unserem letzten Abendessen gaben wir das restliche Kompaniematerial ab und konnten unsere Abreisepackung erstellen. Das Gefühl war grossartig, nach diesen langen Wochen endlich weg von hier zu kommen.
Freitag: Sie sind entlassen
11:00 Uhr war das Ziel.
13:15 Uhr war die Realität.
Der Grund dafür war, dass sie in Grolley etwas Probleme hatten mit der Materialabgabe und der Fourier nicht fertig war (wie auch schon auf dem Ceneri, ist wohl ein globales Problem bei Entlassungen).
Somit warteten wir einige Stunden und gammelten herum, liessen unsere RS-Zeit noch einmal etwas Revue passieren.
Um wohl bei den neuen Rekruten keinen zu schlechten Eindruck zu machen, gingen wir in den Theoriesaal und schauten eine Serie auf Netflix. Da sah man uns immerhin nicht.
Dann kamen die Worte, auf die wir seit 18 Wochen gewartet hatten.
“Ich entlasse sie aus der RS”.
Jubel, Trubel, Heiterkeit folgte (und Alkohol, ich gestehe).
VBA Woche 4: Das Ziel kommt näher
Was war sonst noch los in dieser Woche?
Nicht mehr viel. Der Donnerstag war der einzige verbleibende Tag der zweitletzten Woche der RS. Zumindest für mich…
Der Kommandant hatte Lust, an den Greyerzersee (keine Augenweide) zu fahren und einen Kaffee zu trinken, wir mussten ihn eskortieren. Gleicher Ablauf wie immer: Erkunden (mein Job war die Erkundungsskizze), Besprechung, Verschiebung, gesicherter Halt, Rückverschiebung, Bereitschaftsraum beziehen, zurück in die Kaserne.
Am Nachmittag war ich im Wegweiserdetachement. Beim Einsammeln war das Ziel, jeweils nicht anhalten zu müssen, um die Wegweiser einzusammeln. Im Klartext hiess das: Türe auf, Hand raus, beim Vorbeirollen das Schild schnappen und in den Puch ziehen. Funktioniert!
Einziger Unterschied zu anderen Verschiebungen: Der Berufsoffizier war richtig zufrieden. Sogar mehr. Wie er uns einige Tage zuvor in Seewen “kaputt gemacht“ hat, sahen wir seine Freude (inklusive Umarmung des Zugführers, was er sichtlich nicht genoss) und seinen Stolz in diesem Moment.
Mission Completed!
Nach dem Abendessen konnte ich also wirklich nach Hause gehen. Der Heimweg war überaus trist, da ausser meine zwei Bier und ich selber nichts zu meiner Unterhaltung zur Verfügung stand.
Aber für eine zusätzliche Nacht im eigenen Bett macht man fast alles.
«Übung Pluton»
Nun war es soweit, die “langersehnte” Durchhalteübung war endlich da. Langersehnt aber wohl nur aus dem Grund, weil dies schon fast der Abschluss der VBA in Romont ist, für einige sogar der Abschluss des Militärs (zumindest bis zum ersten WK).
Donnerstag: Gewitter
Auf jeden Fall habe ich auf der Autobahn einen Blitz gesehen, auch wenn ich mir bis heute nicht ganz sicher bin, ob dieser einen natürlichen Ursprung hatte oder nicht.
Für die Verschiebung nach Seewen war ich glücklicherweise als Puchfahrer eingeteilt, da die Motorradfahrer sehr schlechtes Wetter erwischt hatten, um eine Tour durch die Schweiz zu machen…
Bevor wir aber die Zivilschutzanlage betreten konnten, musste das Vordetachement alles vorbereiten, somit warteten wir fünf Stunden in einem gesicherten Halt (= Wache stehen und gelangweilt in die Welt hinausgucken).
Endlich in der ZSA angekommen, erhielt ich einen “kleinen Job für heute Abend” (gemäss unserem Fourier), ich war als Offiziersordonnanz eingeteilt. Dies ist nichts Spektakuläres, ich musste nur den Offizieren beim Mittag- und Abendessen das Essen und Trinken in das Offizierszimmer bringen.
So wurde ich ohne grosse Zeremonie zur “Serviertochter” der Offiziere für die ganze Woche “befördert”.
Nach dem Essen erzählte uns der Feldi wie es in der ZSA zu funktionieren hat, und vor dem Schlafen richteten wir unser Zimmer ein.
Fazit vom ersten Tag: Das Schwierigste an dieser Durchhaltewoche wird wohl sein, dass das Gesicht nicht einschläft…
Freitag: Panzerknacker
Die Autobahn in der Region Seewen war gesperrt (zumindest in den Träumen der Übungsleitung), somit mussten wir für sieben Stunden eine Einbahn am Laufen halten.
Klingt spannend? Ist es auch (nicht).
Da war ich doch schon fast froh, konnte ich am Mittag zurück, um meinen Job als Offiziersordonnanz zu machen. Dies ging leider nicht den ganzen Nachmittag, somit kehrte ich zurück zu den Anderen, um wieder Wache stehen zu können.
Was wir aber nicht merkten, dass ein Dieb etwa 200 m weiter entfernt vor unseren Augen ein Auto knackte und ausräumte (der hat Eier aus Stahl). Die Polizeipräsenz etwas später bestätigte dies und machte sich bezahlt, als sie eine Stunde später eine Person festnahmen (anscheinend war dieser Hobbydieb im Raum Seewen bekannt).
Das wirkliche Highligt des Tages waren einige Kinder, die uns den ganzen Nachmittag etwas unterhielten und grosse Freude hatten.
Am Abend hatten wir eine kleine Sequenz Zugschule und eine kleine Zugsaussprache, bevor wir (nach einer kalten Dusche) ins Bett gingen.
Fazit vom zweiten Tag: Das Schwierigste an dieser Durchhaltewoche wird definitiv sein, dass das Gesicht nicht einschläft.
Samstag: Geschichte für das erste Date
Das Aufstehen am Samstagmorgen war besonders hart, da wir alle wussten, dass wir nun eigentlich Wochenende hätten, wäre da nicht diese sogenannte “Durchhaltewoche”.
Das Programm am Morgen war sehr gemütlich, es gab verschiedene Posten, die wir in Gruppen absolvierten: Was macht der Feldi? (Nicht viel) Was macht der Fourier? (nichts) Was ist die Transportzentrale? (absolut gar nichts) Wie ist die Wache aufgebaut? Dies und mehr schauten wir an diesem Morgen an.
Nach dem Mittag wäre Sport angesagt gewesen, dass ich aber praktisch ganz verpasste, da ich mit servieren und aufräumen beschäftigt war. Schade…
Da jede Durchhaltewoche einen geschichtlichen Teil beinhalten muss, fuhren wir in einem Lastwagen nach Morgarten, wo uns der Kadi einen Vortrag über die historische Schlacht hielt. Der Berufsoffizier sagte auch ein paar Worte dazu: Geschichte ist etwas sehr Wichtiges, wir sollen dies auch an unsere Bekannten oder später unsere eigenen Kinder weitergeben. Ausserdem schlug er vor, dass dies ein gutes Ziel für das erste Date ist (sexy History).
Natürlich hatten wir auch etwas Zeit, die schöne Aussicht auf den Ägerisee zu geniessen.
Nach dem Abendessen kam ein Feldprediger für die Besinnung, die leider etwas “zu speziell” war – zumindest für mich.
Sonntag: Weg (wir)
Früh machten wir uns auf den Weg nach Neuenegg (nähe Flamatt), wo acht Leute von unserer Kompanie am Neueneggschiessen teilnahmen. Eine willkommene Abwechslung, war es doch schön, einmal ohne Kader selbstständig irgendetwas zu tun. Die zurückgebliebenen gingen auf den 35 km Marsch, wo ich definitiv nicht unglücklich war, einen Tag abwesend zu sein.
Ich war Detachement-Chef, hatte aber nicht die geringste Ahnung wohin es eigentlich geht oder was wir genau machen mussten. So sind wir immer den Menschen in demselben Tenu wie wir gefolgt, kamen so zum alten Denkmal für eine Gedenkfeier.
Diese ging ca. eine Stunde (zu lang), bevor wir wieder auf den Dorfplatz marschierten und uns ein Restaurant suchten, wo wir die zwei Stunden bis zum Schiessen überbrücken konnten.
Das Schiessen selber war sehr speziell, da die Ziele und die Schiessplätze mitten auf einem Feld waren, sehr “Old-School”. Spass hat es gemacht, auch wenn die zwölf Schüsse sehr schnell auf die ca. 130 m entfernte Scheibe geschossen waren.
Um 12:00 Uhr gab es eine Berner-Platte in einem Restaurant, 3,5 Stunden später war die Rangverkündigung, und weitere zwei Stunden später waren wir wieder in Seewen zurück.
Gerade rechtzeitig, um meinen Job als Service-Boy wieder aufzunehmen…
Montag: Vitamin D Mangel
Den ganzen Tag in der ZSA sitzen und zeichnen. Ich weiss nicht ob dies erfreulich ist oder nicht. Der Auftrag vom Dienstag war ein Munitionstransport bis Chur (für die nächste Inf-RS, diese Armen), der von uns begleitet werden sollte. Mittlerweile ein Routineauftrag für uns, da wir dies in der VBA sicher schon sechs mal gemacht haben.
Im Klartext heisst dies, dass die ganze Strecke erkundet werden musste (zeichnen) und das Ganze auf einer grossen Erkundungsskizze präsentiert werden musste – unser Auftrag.
Der Tag war also nicht sehr spannend – Raster erstellen, Landkarte zeichnen, Städte, Wälder, Flüsse, Seen, Marschroute, Kreuzungen und Kreisel draufpflatschen – fertig!
Dienstag: Weg (die Anderen)
Der beste Befehl, den wir bis jetzt im Militär erhalten haben: “Seid nicht vor 15:30 Uhr zurück in der ZSA”.
Ich war als Lotse eingeteilt, war also die Spitze des Konvois und dafür verantwortlich, dass die Lastwagen mich immer sehen und mir nachfahren konnten. Da die ganze Route mit Wegweisern markiert war, sollte dies eigentlich keine Probleme geben.
Eigentlich.
Als wir gegen Ende der Route auf die Autobahn fuhren sollten, sah ich die Anderen in eine andere Kreiselausfahrt direkt vor der Autobahn fahren, und weg waren sie.
Shit.
Leider wurde ein Wegweiser falsch platziert, und da sie mich in diesem Moment nicht gut sahen, verliessen sie den Kreisel in die angezeigte Richtung – ein Fehler. Ich ruf unseren Zugführer auf dem nächsten Autobahnparkplatz an, er sagte mir ich soll in Chur ab der Autobahn und auf den Konvoi warten.
Zurück auf der Autobahn, waren die Lastwagen plötzlich wieder direkt hinter mir, Glück gehabt und Problem gelöst!
Der restliche Tag verlief ohne Probleme, wir hielten den erhaltenen Befehl ein und machten einen kleinen Abstecher vor der Rückkehr, um ja nicht zu früh in Seewen anzukommen. Der Grund dafür wurde später genannt, der Schulkommandant war zu diesem Zeitpunkt zu besuch.
An diesem Abend gab es für die Offiziere ein Extramenu (fünf Gänge), darum wurde es ein langer Abend für mich, da ich immer noch die Offiziersserviertochter war. Immerhin gab es später ein Cognac und ein Bier, leider musste ich aber die gemütliche Runde in der Küche später verlassen, da ich am nächsten Tag auf dem Motorrad sass…
Mittwoch: Schalten ist schwer
Wie in einem Lager musste vor der Rückreise die Unterkunft geputzt werden. Nun gut, natürlich gehört dazu, dass man den verursachten Dreck auch wieder wegräumt. Gesagt, getan.
Der Rückweg mit dem Motorrad war eher kalt, und nach zwei Stunden auf der Autobahn wurde das Schalten bei der Ausfahrt in der Nähe von Romont zu einer grossen Herausforderung, da man die Hände zuerst von der Schockstarre befreien musste.
Am Nachmittag hatten wir überhaupt nichts zu tun, bevor die Übungsbesprechung durchgeführt wurde. Diese verpasste ich aber, da ich in der Nacht auf der Wache eingeteilt war. Darum verpasste ich leider auch den Ausgang, den wir uns nach der Durchhaltewoche meiner Meinung nach verdient hatten.
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