29 Jan

RS Woche 11: Thun

Montag: Finale
Diese Woche stand die Übung an, auf die wir wissentlich oder einige unter uns unwissentlich seit unserem RS-Start hingearbeitet haben. Die grosse Panzerverschiebung in Thun durch das Emmental. Für die Panzerfahrer wird diese Verschiebung gleichzeitig die Fahrprüfung der RS sein.
 
Bevor wir mit den Fahrzeugen die Strecke nach Thun unter die Räder nahmen, startete die Übung mit einer extrem informativen Theorie, die uns bereits bekannte Infos ein weiteres mal erläuterte.
 
In Thun angekommen, nachdem wir uns ein erstes Mal auf dem riesigen Waffenplatz verfuhren, durften wir unser Hotel für die nächste Woche beziehen. 36 Leute auf 20 Quadratmeter und ganze acht Duschen für alle (davon 3 nur kaltes Wasser). Da war das Chaos schon vorprogrammiert, inklusive Materialverlust und vertauschte Schuhe.
 
Vor dem Abendessen informierte uns der Feldi, wie wir uns auf dem Kasernenareal zu verhalten haben und was beim Dienstbetrieb zu beachten ist.
 
Später gab es eine Panzerdemo, wo wir Informationen zu den verschiedenen Typen erhielten und selber in die Panzer kriechen konnten (darum bin ich wohl Verkehrssoldat und nicht Panzerfahrer).
 
Dienstag: Lang lebe die Kantine
Ein typischer Morgen im Militär – sehr gut organisiert (finde den Fehler):
 
Um 5:15 Uhr waren wir bei der Kantine – die erst um 5:30 Uhr öffnete.
 
Um 5:40 Uhr hatten alle das Essen.
 
Um 5:45 Uhr waren alle bei der Fahrzeughalle (davor Minimum 5 Minuten Essen + 5 Minuten zurück zur Unterkunft + 3 Minuten Tenu erstellen + 2 Minuten zur Fahrzeughalle).
 
Das Highlight vom Tag war der Moment, als ich ein Mocca-Jogurt auf der Fassstrasse entdeckte, ein unglaubliches Hochgefühl. – dazu sogar von einer lokalen Käserei, keine überzuckerte “Chemie-Scheisse” (auf dem Ceneri gibt es immer nur Früchtejogurt).
 
Den kalten und für einmal nicht sonnigen Tag (willkommen auf der Alpennordseite) verbrachten wir mit zeichnen. Wir hatten eine lange Einbahnstrecke zu skizzieren (wenn der Weg schmaler als 6.30 Meter ist, darf kein Gegenverkehr auf der Strasse sein). Dies gibt sehr viel Arbeit, da man jede auch so kleine Einfahrt sperren und damit aufzeichnen muss. Da wir doch recht gut vorankamen, durften wir zum Dank sogar eine weitere Einbahn erkunden – eine Freude für alle…
 
Als wir zurück kamen, fassten wir das Material für die erste Verschiebung vom Donnerstag. Zum Abendessen gab es ein Stück Gemüsekuchen. Wir alle hatten etwas mehr erwartet vom Essen, da wir einen Tag lang an der Kälte waren und am Mittag einen Lunch hatten (wie jeden Tag in dieser Woche). Ausserdem ist das Verpflegungszentrum in Thun sogar mit der “goldenen Gamelle” ausgezeichnet.
 
Nacherkundung am Abend gab es glücklicherweise nur eine in der Kompanie, eine Gruppe hatte direkt in Thun eine falsche Strasse erwischt. Die anderen konnten früh ins Bett, da wir am Mittwoch bereits um 03:30 Uhr aufstehen mussten.
 
Mittwoch: Hauptprobe
Probleme eines Verkehrssoldaten: Ich habe zu wenig Platz, kannst du mir mein Essen, meine Colaflasche oder meine Powerbank abnehmen?
 
Mit Lunch bewaffnet machten wir uns früh auf den Weg zu dem ersten Kreisel in Wichtrach, da der Konvoi (bestehend aus fünf Schützenpanzer – “die kleinen”) um 06:00 Uhr startete.
 
Der Tag selber war nicht sehr spannend, wir warteten auf unseren Kreiseln, Kreuzungen oder Strassen auf das Vordetachement und erledigten zehn Minuten später unsere Arbeit. Leider standen wir oft viel zu früh draussen (Bereit machen, in Kürze kommt der Konvoi – 1,5 Stunden später war er da), was bei dieser Kälte nicht sehr angenehm war – Befehl ist Befehl…
 
Bei der anschliessenden Besprechung war der Panzerkommandant sehr zufrieden, unsere Chefs dafür (wie immer) nur bedingt. Paar kleine Details waren falsch, unter anderem das Tenu, zu früh oder falsch gesperrt (in Oberburg gab es einen riesigen Stau, da ein überaus intelligenter Rekrut nach dem Vordetachement – 10 Minuten vor dem Konvoi – bereits alles gesperrt hatte).
 
Vor dem Abendessen (Linseneintopf) musste das Material abgegeben, gezählt und direkt wieder gefasst werden, da es ja am nächsten Tag wieder gebraucht wurde…
 
Zeitig um 20:00 Uhr waren wir im Bett, da es am nächsten Morgen genau so früh wieder los ging.
 
Donnerstag: Wow, sieh einmal
Die heutige Verschiebung war etwas spektakulärer, die grossen Panzer waren an der Reihe, dieses mal waren es zwölf Stück.
 
Auch unser Übungschef war mit der Kantine nicht zufrieden: “Es kann nicht sein, dass wir nach einem strengen Tag an der Kälte zurückkommen und uns eine Suppe aufgetischt wird”. Meiner Meinung nach war es gar nicht so dramatisch, mit einer grossen Portion Salat und mit viel Brot war man definitiv Satt.
 
Der eigentliche Verschiebungsablauf war derselbe, nur ein kleines Stück der Strecke war anders – und das benötigte Schadensgeld war auch einiges höher. Es gab einige kleine Unfälle (Rückspiegel abgebrochen, Rücklicht kaputt), ein VW-Bus hatte sogar einen Totalschaden, die ganze Seite war aufgerissen. Glücklicherweise ist niemandem etwas passiert.
 
Zusätzlich waren relativ viele Randsteine abgefahren, da die Panzer diese öfters touchierten. Welch Glück, hat die Schweiz viele (reiche) Steuerzahler, die uns dies gerne finanzieren.
 
Aber es ist sehr beeindruckend und imposant, wenn zwölf riesige Panzer (3,75 Meter breit) knapp neben dir durchrattern. Diese können für ihre Grösse sehr schnell fahren, was sich in der Lautstärke und im Treibstoffverbrauch “leicht” bemerkbar macht.
 
In Münsigen an einer Kreuzung kam ein kleiner Junge, der voller Elan nachfragte, wann denn die Panzer endlich kommen. Anschliessend erzählte er mir alles, was er von seinem Vater übers Militär gehört hatte – definitiv ein zukünftiger Panzerfahrer…
 
Während der Verkehrsregelung streckte mir plötzlich ein Autofahrer eine Packung Ragusa aus dem Fenster – zur Stärkung für zwischendurch.
 
Danke dafür!
 
Nach der Übungsbesprechung, der Materialrückgabe und dem Abendessen putzten einige die Zivilschutzanlage, wärend andere (unter anderem ich) in der Fahrzeughalle nichts zu tun hatten. Gemütlicher Abschluss der zweiten Verschiebung.
 
Freitag: Wir wollen schlafen
Endlich ging es zurück in das etwas wärmere Tessin, wir alle hatten die Kaserne auf dem Ceneri vermisst (dabei wussten wir nicht einmal, dass dies überhaupt möglich ist). Dort angekommen, putzten wir die Fahrzeuge, parkierten diese und wurden um 13:00 Uhr zur übungsbeendenden Schlussbesprechung in den Theoriesaum geholt.
 
Noch einmal wurden die positiven sowie die negativen Punkte aufgezählt, bevor wir endlich wieder mal ein warmes Mittagessen geniessen konnten.
 
Ein weiteres Mal schlug meine glückliche Hand zu, ich wurde von einem Gruppenführer gewählt, die Fassmannschaft zu unterstützen…
 
Am Nachmittag bereiteten wir unseren Platz für den Tag der Angehörigen vor, anschliessend kamen die hohen Tiere des Waffenplatzes zur Programminspektion. Wir waren alle müde und versagten vollkommen, viele Grundlagen wurden völlig falsch präsentiert – nicht gerade zur Freude unserer Kader.
Nach einer Standpauke, dass wir uns nicht seriös vorbereitet hatten und die Zeit nicht genutzt hatten, gab es bereits die nächste Inspektion.
 
Dieses mal waren sie zufrieden, das Programm wurde so akzeptiert.
Wir übten das Ganze einige Male, gingen essen (Fajitas, mhhmm…) und übten noch einmal, bevor wir müde in die Heia kamen.
 
Samstag: Hoher Besuch
Nun war “unser Tag” (was wir mindestens 100 Mal gehört haben) endlich da (und somit bald vorbei). Nach der Begrüssung folgten die Präsentationen der Themen der Züge, anschliessend gab es Mittagessen.
 
Am Nachmittag war die Kaserne zur freien Besichtigung offen, in der Mensa gab es eine Fotoshow von der RS.
 
Ich war etwas enttäuscht, dass wir nur sehr wenig Zeit für unsere Angehörigen hatten, da wir meist im Stress waren und so nicht mit ihnen über den Waffenplatz schlendern konnten. Aber glücklicherweise konnten wir alle mit ihnen nach Hause fahren – nicht.
 
Da ich in der Wochenendwache eingeteilt war, verabschiedete ich mich und machte mich auf, die Welt zu retten.

21 Jan

RS Woche 10: «Übung Test»

Montag: Zu gefährlich
Die Zeit vergeht schnell, in zwei Wochen steht bereits der Besuchstag an. Der Kadi hatte unser Vorschlag für die “Zwangsmittel-Präsentation” angeschaut, und so ziemlich alles herausgestrichen (ausser das Vorstellen am Anfang und das Abmelden am Schluss), da wir zivile Rekruten aus dem Publikum festnehmen wollten. Das war wohl zu viel Action, somit erhielten wir den Auftrag, das ganze etwas langweiliger zu gestalten und sogleich zu üben…
 
Am Nachmittag schwangen wir uns auf die Motorräder, wir übten das Lotsen. Der Adjutant fuhr mit dem Lastwagen durch die Gegend, und wir mussten die Kreuzungen und Kreisel rechtzeitig sperren, damit er ohne anzuhalten durchfahren konnte – wieder einmal eine Alibiübung. Bilanz vom Nachmittag: Etwas Motorrad fahren und einmal für 30 Sekunden eine Kreiseleinfahrt sperren, wo kein einziges Auto aufkreuzte.
 
Am Abend gab es eine Theorie zu der Übung “Prova”, die vom Dienstagabend bis am Freitagmittag dauern wird. Das Ziel wird sein, einen Konvoi aus Lastwagen und Sattelschleppern unfallfrei und ohne anzuhalten durch das Tessin zu fahren – dies wäre auch nicht sehr herausfordernd, wären da nicht diese tessiner Autofahrer. Für die Übungen Prova und Thun (nächste Woche) wurden wir in neue Züge eingeteilt, es gab nun drei Verkehrszüge und einen Kommandozug.
 
Dienstag: Hoher Besuch
Aber erst am Nachmittag. Der Morgen war sehr gemütlich (aber kalt), denn wir übten das Konvoifahren mit den Motorrädern. Die Gruppenführer wollten eigentlich zu der Verzasca-Staumauer fahren, dies wurde leider von oben her nicht bewilligt, wegen den Bedingungen (schönes Wetter?!). Somit fuhren wir eine Strecke richtung Gotthard, die wir schon einmal gefahren sind – sehr interessant…
 
Vor dem Mittag hatten wir ca. zwei Stunden Pause, um später am Nachmittag unter grossem Zeitdruck ein Zugsplakat für den Besuchstag zu zeichnen (wurden nicht annähernd fertig in 45 Minuten). Sowieso musste alles perfekt sein diesen Nachmittag, da der Brigadier (Chef Logistikverband) zu Besuch war. Wir durften die Drillpiste absolvieren, er kam aber genau dann, als der Letzte fertig war und wir am Zusammenpacken waren – Glück für uns (da wir alle irgendetwas falsch gemacht hatten).
 
Später hatten wir mit diesem eine Theorie über die Weiterentwicklung der Armee (vielleich sollte sie sich zuerst einmal entwickeln, bevor sie sich mit Weiterentwicklung beschäftigt). Aber ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass die Neuerungen gar nicht so schlecht sind. Nur noch zwei RS-Starts jedes Jahr, die Kader erhalten führ ihre zivile Ausbildung ein Guthaben und die Kaderausbildung wurde geändert. Neu müssen sie zuerst die gesamte RS absolvieren, dann die Unteroffiziersschule, anschliessend ein Praktikum (und dasselbe noch einmal, falls sie Zugführer werden wollen).
 
Nach dieser Theorie war ich zur falschen Zeit am falschen Ort, da der Küchenchef Leute für die Fassmanschaft brauchte. Unsere Motivation war nicht gerade hoch (ich war bereits am Morgen in der Fassmanschaft) und es waren sehr viele auswärtige Leute am Essen (= viel Arbeit), aber immerhin gab es Schokolade für alle!
 
An dieser Stelle will ich dem Küchenchef mein Lob aussprechen, er ist sich nicht zu schade ein Küchentuch in die Hand zu nehmen und zu helfen – da gibt es auf jeden Fall andere, die gar nichts mithelfen (oder auf jeden Fall nicht die “dreckige” Arbeit erledigen).
 
Am Abend war der Beginn der Übung Prova (“Test”, wie einfallsreich). Wir warteten erstmals eine Stunde in der Kälte und eine halbe Stunde vor der Mensa, um vor dem Schlafen im Zimmer einige Karteneinträge zu machen.
 
Mittwoch: Und wir warten
Wow, dreimal dasselbe Wort nacheinander, macht dass Sinn? Finde es heraus…
 
Wir stellten uns auf einen intensiven Tag ein, da die Strecke für die Übung sehr lange war und jede Kreuzung ohne Vorfahrt und alle Kreisel von uns skizziert werden mussten. Schnell wurden wir aber vom Gegenteil überrascht, denn wir hatten sehr wenig zu tun, da die langen Strecken praktisch keine Skizzen erforderten, weil der Konvoi sowieso überall Vortritt hatte. Somit erstellte unsere Gruppe (Vier Leute + ein Fahrer) ganze neun Skizzen an diesem Morgen. Das Mittagessen gab es in Bellinzona. Sogar der Kiosk wurde von der Küche in ein Auto geladen und war auf Platz – einziger Mangel, die Kaffeemaschine fehlte.
 
Die Arbeitsaufteilung war leider ziemlich schlecht an diesem Tag, da einige Gruppen (zum Beispiel die, die die Wegweiser aufstellten) extrem viel zu tun hatten und andere (wir) extrem wenig. Da hätte eine andere Aufteilung wohl mehr Sinn ergeben.
 
Um 14:00 Uhr waren wir wieder in der Kaserne, und warteten erstmals. Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden an der Kälte, bis schliesslich etwas passierte. Wir fassten die Funkgeräte und das zusätzliche Material für die Verschiebung (Triopans, Lampen und Batterien). Immerhin die armen Motorradfahrer konnten in das Zimmer gehen um sich aufzutauen. Diese haben einen mühsamen Job, da sie das Konvoi begleiten müssen. Ich denke im Sommer würde sich jeder um diese Aufgabe reissen.
 
Nach dem Abendessen kam die Nachricht – “sie können verfügen bis Morgen, 03:45 Uhr”.
 
Donnerstag: Voller Einsatz
Um 03:30 Uhr klingelte der Wecker, früh ging der Tag los. Trotzdem hatte ich mehr geschlafen als sonst, da ich am Mittwoch um 20:00 Uhr im Bett war und schlafen konnte. Um halb sechs ging es dann los, wir erhielten einen grossen Kreisel in Locarno und einen kleineren Kreisel in Bellinzona zugeteilt.
 
Diese Verschiebungen funktionieren so, dass zehn Minuten vor dem Konvoi ein Vordetachment kommt, damit die Leute wissen dass das Konvoi gleich da sein wird. Im Konvoi kommt zu Beginn der Chef Lotsen (1 Puch + 3 Motorräder), 15 Sekunden später der Chef Einsatz (wieder 1 Puch + 3 Motorräder) und noch einmal 15 Sekunden später die anderen Fahrzeuge – zumindest in der Theorie. Die Verkehrssoldaten sind dann zuständig, dass alle Kreuzungen und Kreisel pünktlich gesperrt wird, damit das Konvoi ohne Störung durchfahren kann.
 
Wir verschoben gleich zum grossen Kreisel, denn dort wurden fünf Leute benötigt, um alle Einfahrten zu sperren. Das mühsame daran war, dass man nicht alle Leute sah, und die Kommunikation darum eher schwer war. Es klappte einigermassen, der Lotse verpasste aber beim zweiten Mal, als der Konvoi durchfuhr, die Ausfahrt. Die Folge davon war, dass er durch Locarno hinter dem Konvoi war, und seinen Platz (an der Spitze) erst ausserhalb auf der Autobahn wieder einnehmen konnte – fail.
 
Wir waren alle froh dass wir von der Kälte in den vergleichsweise warmen Puch zurückkonnten, und fuhren an den zweiten Standort, wo wir erstmals lange warteten (natürlich an der Wärme). Am späteren Vormittag fuhr dann der Konvoi wieder vorbei, und unsere Arbeit war getan.
 
Als wir auf den Monte Ceneri zurückkehrten, gaben wir das Material zurück (ich durfte alles von der ganzen Kompanie zählen), und immerhin fehlte “nur” ein Triopan, dass irgendjemand wohl an einer Kreuzung stehen gelassen hat.
 
Was ich gelernt habe (und die Gruppenführer hoffentlich auch): Auch nach dreimal zählen werden es nicht mehr…
 
Nach der Schlussbesprechung wurde uns gesagt, dass wir wegen der guten Leistung einen grossen Ausgang verdient hatten, somit durften wir nach einer weiteren Session “Vorbereitung Besuchstag” nach Bellinzona in den Ausgang.
 
Top!
 
Freitag: Streng dich an
Auf dem Picasso stand: 14:30 Hauptverlesen (= Wochenende). Viele hatten etwas Respekt vor diesem Tag, da die Inspektion der allgemeinen Grundausbildung angesagt war. Das Gerücht ging um, dass diese, die nicht bestehen, bis am Samstag bleiben müssen (was sich aber später als falsch herausstellte).
 
Wieder in unseren normalen Zügen gingen wir zu den verschiedenen Posten (Sturmgewehr praktisch / theoretisch, 1. Hilfe, ABC und allgemeiner Theorietest (Ratespiel im Quadrat). Wir alle gaben unser bestes, trotzdem war das Ganze nur bedingt zufriedenstellend, da wir alle keine Ahnung hatten wie es ausgewertet wird und das Resultat gehandhabt wird.
 
Wie wir später erfuhren, war unser Zug in jeder Disziplin der beste, dies beruhigte uns etwas!
 
Auf jeden Fall gab es für niemanden Nacharbeit, nach der Kompanieaussprache um 14:00 Uhr konnten wir uns ins Wochenende verabschieden.
 
E schöne!

14 Jan

RS Woche 9: Neues Jahr, Neues Glück

Montag: Achtung scharf
Leider waren die Weihnachtsferien wie erwartet viel zu schnell vorübergezogen.
Immerhin erhielten wir eine kleine Schonfrist, so mussten wir erst am Montagmittag um 12:00 Uhr wieder “zu Hause” sein. Nach den ersten Freudentränen des Wiedersehens wurden wir in der Kantine verköstigt und hatten Pause bis 14:00 Uhr – ein guter Start!
 
Als die Zeit vorüber war fassten wir unsere Gewehre (die über die Ferien eingeschlossen waren) und errichteten die Parkordnung für die morgige Inspektion des Schulkommandanten.
 
Man merkte dabei, dass einige noch in den Ferien waren, da sich etwa vier Personen gleichzeitig mit dem Sackmesser geschnitten hatten (Sackmesserkontrolle). Nicht jedermanns Sache…
 
Zehn Minuten später schlug das Karma zurück, als ich eine Salami auf spektakuläre (oder dumme) Weise schneiden wollte, schnitt ich mir selber in den Finger, was ohne Pflaster zu einer grossen Sauerei führte. Gratulation!
 
Nach einer kurzen Zugschul-Sequenz zum Auffrischen für die Inspektion erwartete uns die Drillpiste. Dies ist ein Parkour im Gelände bestehend aus Manipulationen, ABC und viel rennen. Am Schluss durften wir den ganzen Parkour mit BG4 (ABC – komplett, auch Gasmaske) rennen, was nicht gerade angenehm war.
Mein Einsatz wurde dabei gewürdigt : “Sehr gut Zehnder, das muss Bluten” – ich habe dabei den eigentlichen Grund der Wunde nicht erläutert.
 
Der Abend verlief relativ ruhig, bestand aus einem Schultest mit allgemeinen und funktionsbezogenen Fragen (Ratespiel), einer Info über den Tag der Angehörigen (Zehn Minuten) und einer kleinen Übung für die Inspektionsformation vom Dienstag (Beine in den Bauch stehen).
 
Dienstag: Muster-Rekruten
Die Zugführer und der Kadi waren sichtbar angespannt, der Schulkommandant kam für die Kompanieinspektion auf Besuch. Wie in den ersten Wochen musste alles perfekt sein – schöne Verschiebungen, immer Ruhe, korrekte und zuverlässige Meldungen.
 
Vor der Inspektion am Nachmittag ärgerten wir uns etwas mit dem E-Learning herum und hatten eine Orientierungs-Lektion. Dabei habe ich fast gekotzt, lustig war es aber trotzdem. So viel sei gesagt: Unsere Aufgabe bestand darin, den Weg zurück zur Kaserne zu finden (was eine extreme Herausforderung war, da die Antenne auf dem Ceneri quasi unsichtbar ist von weitem).
 
Die zweite Tageshälfte verbrachten wir hauptsächlich mit stehen. In der formellen Inspektion standen alle Rekruten in zwei Gliedern auf dem AV-Platz. Vorher musste alles genaustens gerichtet und korrigiert werden, was viel länger dauerte als die eigentliche Inspektion.
 
Während der Inspektion wurden wir von der Katze auf dem Areal provoziert – sie kam und verrichtete ihr grosses Geschäft direkt vor unserer Nase. Ich hätte wahrscheinlich Mühe, dies vor 120 Rekruten zu tun.
Anschliessend fassten wir Motorräder und fuhren herunter, um sie wieder hinaufzufahren und kurz danach herunterzulaufen (wir konnten die Motorräder von unten nehmen, dies wurde uns aber nicht kommuniziert).
Bei der praktischen Inspektion fuhren wir einen Geländeparkour mit dem Motorrad, was sehr Spass machte. Der Oberstleutnant beobachtete uns dabei etwa 20 Sekunden, bevor er wieder verschwand. Das nenne ich eine sorgfältige Inspektion!
 
Nach dem Abschlusswort putzten wir die Schuhe und das Gewehr, bevor wir einen kleinen Ausgang (liegend lang im Bett) antraten.
 
Mittwoch: On the road
Übung Strada war für alle ein unbekanntes Mysterium – auch für die Gruppenführer. Keiner wusste, was uns erwartete. Später erfuhren wir, dass unsere Aufgabe für diesen Tag eine Streckenuntersuchung für ein (fiktives) Radrennen im Raum Bellinzona. Vorher mussten wir aber noch 30 Motorräder nach Bellinzona fahren, da diese in unserer RS nicht mehr benötigt werden.
 
Ich wurde später als PA-Fahrer eines Gruppenführers bestimmt, was mir einen Fahrplatz in einem warmen Puch sicherte, anstatt auf dem Motorrad zu frieren. Den ganzen Tag fuhren wir herum, skizzierten Kreuzungen und machten Pause. Kann mich also nicht beklagen.
 
Donnerstag: Stress pur der Erste
Kreativ sein am morgen – nicht mein Ding. Das Programm für den Tag der Angehörigen konnten wir selber zusammenstellen, unser Thema wird Zwangsmittel sein.
 
Nach dieser überaus herausfordernden Aktivität konnten wir uns erstmals etwas ausruhen, um in einer Stunde das Tenu Sport zu erstellen und in die Turnhalle zu verschieben. Endlich angekommen, spielten wir Sitz- und Basketball.
 
Am Nachmittag hatten wir eine der letzten ABC-Ausbildungen (Gott sei Dank) und etwas mit einem Kompass (frag mich nicht was).
 
Um es kurz zusammenzufassen: So viel am Boden war ich wohl die ganze RS noch nie.
 
Am Abend hatten wir grossen Ausgang in Bellinzona. Da haben wir auch einen negativen Punkt auf dem Ceneri. Es geht immer sehr lange bis man im Ausgang ist und man muss entsprechend früh abfahren (22:10 Uhr fuhr der Bus, bis 23:00 geht der Ausgang). So verliert man mindestens eine Stunde durch den Weg.
 
Und wenn ich mich schon am Beklagen bin: Die Organisation für die Anmeldungen vom Tag der Angehörigen war wirklich Katastrophe. Die erste Anmeldung mit der Anzahl von Leuten mussten wir innerhalb von etwas mehr als einem Tag ausfüllen (vor etwa einem Monat), und diesen Donnerstag mussten wir plötzlich in einem halben Tag die genaue Anzahl wissen. Sie hätten uns ruhig etwas im Voraus informieren können, damit wir genug Zeit zur Verfügung haben um überhaupt Kontakt mit allen aufzunehmen. Auch waren zu viele Leute angemeldet (die maximale Anzahl der Gäste auf dem Waffenplatz ist 850), somit mussten einige ihre Anzahl an Leuten heruntersetzen (alle, die nicht genau wussten, wie viele dass kommen, gaben prinzipiell ein paar zu viel an).
 
Freitag: Stress pur der Zweite
Tatsächlich begrüsste uns am Morgen nicht das Murmeltier, sondern eine weisse Schicht, die überall draussen zu finden war. Nun haben also auch die Rekruten auf dem Monte Ceneri gemerkt, das die Kampfstiefel absolut winteruntauglich sind.
 
Den Morgen verbrachten wir im Schnee liegend am schiessen in der Kurzdistanz-Box. Es war scheisse kalt, aber immerhin weich (und schon ist wieder alles erzählt).
 
Am Nachmittag dann wurden wir am Feldtelefon (was wohl, wie die Funkgeräte, aus dem Museum kommt) ausgebildet. Dazu verlegten wir einige Kabel und machten regelmässige Funktionstests.
 
Kennt ihr das Gefühl, wenn euch das eigene Smartphone nicht mehr unterhalten kann? Wir jetzt schon!
 
Aus diesem Grund wurde unser Zimmer auf die anderen verteilt, darum verpassten wir den ersten Teil der Reinigung der Motorräder. Der zweite Teil war dasselbe wie der erste Teil, da sie anscheinend nicht sauber waren und das Kupplungsspiel nicht korrekt überprüft und eingestellt wurde. Da waren wir leider wieder dabei.
 
Samstag: Dann hau doch ab
Unser Kadi war wohl verhindert (oder hat verschlafen), somit übernahm ein Adjutant seinen Posten beim Hauptverlesen vor dem Abtreten. Er fand Gefallen an seiner Rolle und fasste sich bei seiner Rede nicht ganz so kurz.
 
Folge daraus: Zug fährt ab während wir in der Unterführung sind…
 
Egal, das Wochenende ist da!
  
Freitag war der letzte Tag der Anwärter, diese werden uns jetzt verlassen und nach einer Ferienwoche in Airolo in die Unteroffiziersschule einrücken. Alles gute und viel Spass wünsche ich diesen sechs Leuten aus unserem Zug (und allen anderen natürlich auch)!

30 Dez

RS Woche 8: Ferien in Sicht

Die Weihnachtszeit ist vorbei, der saftige Weihnachtsbraten gegessen und die Geschenke ausgepackt. Nach dieser anstrengenden Zeit des “Nichts-Tuns” nehme ich mir endlich die Zeit, auch die letzte Militärwoche des Jahres 2016 niederzuschreiben.
 
Montag: Let’s drift
Gerade am ersten Tag packten wir unsere sieben Sachen, koppelten den Anhänger an die Puchs und machten uns zu zweit auf den Weg ins Bünderland. Das Ziel war dasselbe wie bereits zwei Wochen vorher – Chur.
Bereits vor dem Fahrsicherheitskurs machten einige die ersten Schleuder-Erfahrungen, da auf dem Parkplatz in Chur eine rutschige Eisschicht lag und einige das Tempo nicht ganz angepasst hatten (lustig wars). Passiert ist dabei glücklicherweise nichts.
 
Der Nachmittag war sehr interessant und ausserdem überaus spassig, da wir im Schleuderkurs die Grenzen der Fahrzeuge ausloten konnten.
 
Unsere Vorgesetzten waren aber überhaupt nicht zufrieden, da wir den ganzen Tag zu langsam und unkonzentriert waren… Wir alle sahen wohl schon die Ferien vor unserer Nase, da war die Motivation für die letzte Militärwoche nachvollziehbar nicht auf dem höchsten Stand.
 
Nach dem Abendessen und vor dem Bezug der Zivilschutzanlage fuhren wir eine kleine, etwa zweistündige Nachtfahrübung durch Lenzerheide.
 
Dienstag: Schönes Bündnerland
Zweiter Tag, Übung Cazis. Die Nacht in der Zivilschutzanlage war nur bedingt erholend gewesen, trotzdem waren wir einigermassen fit und motiviert für den zweiten Tag.
 
Die schöne Strecke am Morgen führte uns nach Iloanz, Laax und wieder zurück nach Chur. Bevor wir diese aber unter die Räder nahmen, übten wir ein weiteres Mal das Manövrieren mit dem Anhänger.
 
Wir genossen unser letztes Mittagessen in Chur (in Chur ist der Küchenchef stationiert, der vorher auf dem Ceneri war – dieser leistet nach wie vor super Arbeit), bevor wir später zurückfuhren.
 
Den kleinen Ausgang am Abend mussten wir uns hart erkämpfen, der PD am Abend (Schuhe putzen) ging etwa 1,5 Stunden, da sich unsere Leistung seit Montag angeblich nicht gesteigert hatte.
 
Glücklicherweise wussten wir alle, dass die Ferien nahe waren.
 
Während dem Ausgang gab es auf Initiative einiger Zugsmitglieder eine kleine Aussprache, da die allgemeine Laune nicht übermässig gut war nach diesen zwei Tagen in Cazis. Ob es was gebracht hat weiss ich nicht so recht, auf jeden Fall ging es anschliessend wieder aufwärts.
 
Mittwoch: Sachen packen
Von den vorherigen Zügen sind bei den Anhängerprüfungen mehr als 50% durchgefallen – dies macht Mut für unsere eigenen, die wir am Mittwochmorgen absolvierten. Diejenigen, die die Prüfung später oder nicht hatten, hatten noch einmal die Möglichkeit, die Manöver zu üben.
 
Bevor ich meine Prüfung begann, erhielt ich einige Tipps von denen, die die Prüfung schon absolviert hatten. Alle drei, die vor mir bei demselben Experten Prüfung hatten, waren durchgefallen. Dies stimmte mich überaus positiv für das Kommende…
 
Dank den Tipps und etwas Glück schaffte ich es aber und bestand die Prüfung beim ersten Mal (auch bei uns sind ca. 50% durchgefallen).
 
Gestärkt mit Schnitzel und Pommes-Frites im Magen gab es am Nachmittag die erste Zugschulinspektion vom Kadi. Er war zufrieden, wir erhielten die Note 3 (= Gut).
 
Später durften wir unser ganzes Material zum Sanitätsgebäude heruntertragen, da eine Materialkontrolle anstand – eine Freude! Natürlich rannten wir einige male zurück in die Kaserne, da ein paar Sachen vergessen wurden und wir nach dem vierten Male diese immer als kompletter Zug holen gehen durften…
 
Aber auch dies ging vorbei, und das sportliche Abendprogramm in der Turnhalle begann. Die einzige Aktivität war, einen Parkour dreimal durchzulaufen und dabei eine bestimmte Zeit zu erreichen. Da ich Musiker bin und nicht Sportler, hatte ich damit etwas mühe.
 
Knapp, aber geht!
 
Donnerstag: Verstecken
Der Donnerstag sah relativ gemütlich aus – war er auch.
 
Am Morgen wurden wir am antiken Armee-Funkgerät ausgebildet – das eher ins Museum als in eine “moderne” Armee gehören würde. Zur Übung spielten wir Verstecken mit Funkgeräten über den ganzen Waffenplatz.
Dies war unser Morgen – kein Kommentar dazu…
 
Frisch gestärkt vom Mittagessen verschoben wir in die KD-Box und übten das rasche Einzelfeuer (in anderen Worten: Zweibeinstütze los und ballern). Anschliessend kamen wir wieder einmal in das Vergnügen einer ABC-Ausbildung, wo wir die ganze Ausrüstung natürlich wieder anziehen durften (immerhin geht es immer wie besser, Übung macht ja bekanntlich den Meister).
 
Am Abend entspannten wir uns im Ausgang im Splash and Spa, wo wir als Weihnachtsgeschenk einen 50 Franken Gutschein erhielten (ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, dass wir diesen nicht mehr im Militär einlösen können).
 
Freitag: Der letzte Tag
So nahe waren die Ferien noch nie! Einige waren vom Ausgang noch nicht ganz auf der Höhe, trotzdem ging es für alle auf den 15km-Marsch – obwohl es mir manchmal vorkam, als wären wir auf einer Sightseeing-Tour. Der welsche Zug vor uns hatte ein langsames Tempo angeschlagen, und wir durften diese nicht überholen…
 
Trotzdem kamen wir alle mehr oder weniger gesund und munter wieder zurück auf den Waffenplatz, machten einige Liegestützen und gaben unser Gewehr ab. Diese werden über die Winterferien eingeschlossen.
Am Nachmittag erstellten wir die Winterparkordnung mit allen Fahrzeugen auf dem Waffenplatz und wurden nach der Kompanieaussprache 1,5 Stunden früher entlassen, da wir bereits am Morgen Zeit gewonnen hatten.
 
Die erlösenden Worte: “Sie haben Urlaub bis 09.01.2016, 12:00”.
 
Ade, Merci, schöne Ferien!

17 Dez

RS Woche 7: Fenster auf

Montag: In Deckung
Schon am Anfang dieser Woche wussten wir, dass sie in Relation zu anderen Wochen relativ anstrengend wird. 2,5 Tage ZAP-Ausbildung (d.h. schiessen, Zwangsmittel, ABC etc.) tauchten auf dem Picasso dieser Woche auf.
 
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass der Montagmorgen nicht gut für unsere Gesundheit sein wird, was wir genug früh herausfanden.
 
Zuerst lernten wir, wie man mit Handschellen umgeht und übten dies praktisch. Anschliessend gab es einen Block, wo wir alle vorangehenden ZwaMi-Lektionen anwenden durften. In anderen Worten: “Schlegele ohni Regele”. Trotz einiger kleiner Blessuren war der Morgen ausserordentlich lustig (das Tier im Mann kam zum Zug).
 
Das Mittagessen nahmen wir unten beim 300m-Schiessstand mit der Gamelle ein, die sich als sehr mühsam zum Putzen herausstellte.
 
Später verschoben wir in die KD-Box, als plötzlich ein Helikopter auftauchte. Es seilten sich Leute vom KSK ab und machten einige Schiessübungen. Das ganze wiederholten sie einige male, bevor sie wieder verschwanden. Für uns hiess es in dieser Zeit, uns in einer sicheren Zone aufzuhalten.
 
Ein kleines Wunder passierte am Abend, denn das Programm vom E-Learning funktionierte zur Abwechslung ohne Probleme.
 
Wow!
 
Dienstag: Lenkimpuls
Ein Wort, dass wir seit dem ersten Manövrieren mit dem Anhänger immer wieder gehört haben. “Lenkimpuls, dann macht der Anhänger eine Kurve”!.
 
Doch fangen wir mit dem Morgen an. Wir wurden das letzte mal im Bereich Sanität ausgebildet. Zuerst wiederholten wir diverse Szenarien, bevor wir die verschiedenen Transportmöglichkeiten von verletzten anschauten. Da dies mit einer Stafette verbunden wurde, war es nur bedingt gemütlich, da einige mit schweren Knochen in unserem Zug sind (auf jeden Fall kam es mir so vor, an was das liegt kann ich auch nicht beurteilen).
 
Nach dem Mittagessen übten wir alle wichtigen Manöver für die Anhängerprüfung noch einmal, also eine Strecke rückwärts fahren, wenden, an eine Rampe fahren und das an- respektive abkuppeln des Anhängers.
Am Abend hatten wir kleinen Ausgang, dieser begann für uns aber 20 Minuten später, da die Zimmerordnung nicht den Vorstellungen des Kaders entsprach.
 
Keine Ahnung wieso…
 
Mittwoch: Jedes Böhnchen ein Tönchen
Chili con Carne hat doch jeder liebend gern, oder etwa nicht?
 
Chriegerle stand auf dem Programm, wir studierten verschiedene Gefechtstaktiken und spielten Gefechte im Gelände (eigene Meinung: unnötig aber irgendwie lustig, trotzdem etwas langweilig).
 
Später schossen wir das erste Mal das obligatorische Schiessprogramm im 300m-Stand, mit dem wir später das Schiessabzeichen holen können und das wir auch nach der RS jedes Jahr schiessen müssen. Ich war noch weit vom Abzeichen entfernt, aber glücklicherweise war es ja erst eine Übung (die einzige, die wir haben).
 
Am Mittagessen gab es Chili-Jonny (Chili aus der Dose, erhitzt mit Notkocher), was besonders bitter war in Anbetracht des Tagesmenüs in der Kaserne: Cordon-Bleu und Pommes Frites… Grosse Freude kam aber einige Minuten später auf, da ein Puch zu uns kam und uns das Menü von oben herunterbrachte (nachdem das Chili gegessen war). Keine Ahnung was da bei der Organisation schief lief, auf jeden Fall liessen wir uns die Chance nicht entgehen und genossen unser zweites (richtiges) Menu.
 
Der Büchseninhalt begleitete uns die ganze lange Woche in gasförmiger Weise, die Verdauungsnebenprodukte davon sind echt übel!
 
Am Nachmittag manipulierten wir mit dem Gewehr, putzten die Schutzmaske und hatten eine eher improvisierte Orientierungslektion.
 
Der Abend brachte eine gute Lektion, wir übten die Kontrolle von Personen und Fahrzeuge. Wir alle nahmen das ganze sehr ernst, was zu vielen lustigen und interessanten Situation führte.
 
Donnerstag: Wie ein Anfänger
Tun, was man am besten kann – nichts!
 
In Dunkelheit verschoben wir zur Kurzdistanz-Box, wo wir erstmals eine Stunde lang warten durften (da ein Schiessverbot bis 08:30 besteht). Wie früher spielten wir “Versteckis”.
 
Wir waren nicht die einzigen, auch der welsche Zug wartete auf bessere Zeiten. Sie kamen auf die grossartige Idee, einen Puch hochzuheben (sind ja nur 2200 Kilogramm) und dabei zu filmen. Dummerweise kam dieser Film bis zum Kompaniekommandanten, was dieser nicht mit Freude sah.
 
Konsequenzen liessen nicht lange auf sich warten.
 
Nach dem Schiessprogramm (aus der Deckung schiessen) folgte eine weitere Zwangsmittelausbildung (Überwältigen), die aber draussen stattfand, da das KSK die Turnhalle spontan für sich beanspruchte (wenn das KSK etwas will, erhalten sie es auch). Ich meldete mich freiwillig für die Materialwache, da ich keine grosse Lust auf “raufen” hatte.
 
Ich war etwas angespannt, da ich wie viel andere am Nachmittag zur Fahrprüfung antreten mussten. Ich erwischte die perfekte Zeit, da ich so das ganze Nachmittagsprogramm verpasste – Läuft!
 
An der Fahrprüfung fuhr ich wie ein blutiger Anfänger, der zum ersten Mal auf dem Motorrad fuhr. Trotzdem habe ich (warum auch immer) bestanden. Der Experte sprach vor, während und nach der Prüfung praktisch nichts mit mir, ob dies ein gutes Zeichen war wusste ich nicht.
 
Egal…
 
Den Abend verbrachten wir in der Turnhalle beim äusserst anstrengenden Fussballspielen, bevor es hiess: LiLö.
 
Freitag: Lächeln, winken
… und Arschloch denken
 
Wie die Zeit voranschreitet. Wir hatten bereits das letzte Mal die Gelegenheit, die Tessiner Autofahrer grundlos richtig wütend zu machen – eine der Lieblingsbeschäftigungen der Verkehrssoldaten.
 
Was mich dabei sehr überraschte, ist die Vielfalt der tessiner Mittelfinger: Krumme, gerade, lange, kurze, dicke, dünne, blasse, rote, schwarze, braune, weisse und gelbe. Auch nicht ausser Acht zu lassen ist das Arsenal an italienischen Schimpfwörtern – die ich hier aus Zensurgründen nicht erwähnen werde.
Im Klartext heisst dies, wir schalteten eine funktionierende Ampel auf einer (respektive zwei) stark befahrenen Kreuzung aus und stellen uns in die Mitte, um ein riesiges Chaos zu verursachen. Ausserdem sperrten wir Strassen in einer Richtung, damit ja nicht zu viele Autos auf einmal durchfahren konnten.
Trotz allem war der Tag sehr lustig, auch der Wochenparkdienst der Motorräder konnte uns die Laune am Abend nicht mehr verderben.
 

Samstag: San Gottardo

Ja, die Türe vom Bus hat sich ohne zu zögern geschlossen, aber im neuen Gotthardtunnel gab es Probleme, somit gewannen wir wieder eine schöne Stunde im Zug (als hätte ich nicht genug Zeit, um meinen Blog zu schreiben).
 
Schönes Tag!